Freitag, 30. Dezember 1988
Wenn die Umgebung krank macht
Nachts um zwei steh ich auf und ‘nehm 2 Gelonida. Die Nase wird mit Nasivin praktisch ersäuft. Wenigstens krieg ich jetzt Luft und bin dann irgendwann weg. Als ich aufwache, ist es halb neun. Kein Wunder nach diesem anstrengenden gestrigen Tag. Jetzt geht’s mir aber schon wieder deutlich besser. Hat da irgendwas mit dem Carlsberg nicht gestimmt? Ich schreib Postkarten an Bärbel und Bekannte und mach mich auf den Weg ins „Fishpenn“ zum Frühstücken – das „Men Seng“ ist für mich passé .
Shrine of Holy Enfant Jesus
Ob Minda kommt, schließlich will sie mir heute den „Holy Shrine of Jesus“ zeigen? Eigentlich glaube ich ja nicht dran, aber letztendlich ist das auch egal. Ich muss nur irgendwie den Tag rumbringen und morgen geht’s ja dann wieder „nach Hause“, nach Cebu. Natürlich ist Minda nicht da. Hat sie mich also doch verladen? Ich bin aber auch zu leichtgläubig.
Ich bin dann eben allein mit dem Jeepney hoch zum „Shrine of Holy Enfant Jesus“ gefahren. Die Fahrt hat etwa 20 Minuten gedauert. Oben angekommen, hält der Jeepney vor einer großen parkähnlichen Anlage, ungefähr 5 Hektar groß. Es gibt dort mehrere Tempel und Hallen. Gleich am Eingang fällt eine offene Säulenhalle ins Auge. In der Mitte steht ein großes Kruzifix. Rechts davon sehe ich eine schneeweiße Kapelle. Darin gibt es eine Kopie vom „Holy Infant of Prague“ zu sehen. Wenn ich das richtig weiß, steht das Original in einem Karmelitenkloster in Prag. Links von der Säulenhalle ist ein Laden mit religiösen Andenken.
Geht man rechts am Laden vorbei, kommt man zu einer Halle, in der eine Statue vom Heiligen Josef steht. Er trägt das Jesuskind auf dem Arm (ob das wohl auch eine Nachbildung ist?). Dahinter gibt es ein Gebäude, wo man gegen Bezahlung Kerzen aufstellen kann. Noch weiter hinten steht die Fatima-Kapelle. Die ganze Anlage wirkt auf mich nicht anders wie eine Einkaufsstraße, nur eben in religiös.
Langeweile
Scheiß Davao! Hier muss ich noch mehr als einen ganzen Tag verbringen! Der Flug nach Cebu geht erst morgen Nachmittag. Mir ist’s kotz-langweilig. Wenn mir in Deutschland langweilig war und ich niemanden mehr sehen wollte, bin ich oft ins Kino gegangen. Ich erinnere mich gut an Highlights der letzten Zeit, „Indiana Jones“, „Dirty Dancing“, „Zurück in die Zukunft“ aber auch an deutsche Filme wie „Das Boot“ oder „Man spricht deutsh“. Bei so ‘nem Kinobesuch geht die Zeit rum, manchmal kann man auch lachen in Jedem Fall ging’s mir hinterher aber immer besser. Warum also nicht auch hier in ein Kino gehen, das kostet wenig da braucht man nichts tun, man muss auch mit niemandem quatschen und ruck-zuck sind drei Stunden rum.
Rechts vom People’s Park gibt’s ein Kino wo in einer „Doppelveranstaltung“ (2 Filme für 25 ₱) zunächst ein chinesischer Actionfilm und danach eine US-Komödie gezeigt wird. Der chinesische Action-Film läuft bereits, aber das ist auf den Philippinen eh egal, denn obwohl es auch hier feste Anfangszeiten gibt, kommt und geht jeder wie er grad so will.
A Chinese Ghost Story
Ich schau mir „A Chinese Ghost Story“ ein Weilchen an, aber der Film ist so schlecht, schlechter geht’s gar nicht. Es geht um den dummen Typen namens Ling (Leslie Cheung) und die wunderschöne Siu Sin (Joey Wong), die in Wirklichkeit aber ein Geist ist, der für einen bösen Baumdämon Menschenfleisch besorgen soll. Auch Ling soll gefressen werden. Die Story ist schon ziemlich dumm. Trotzdem verlieben sich Siu Sin und Ling ineinander, was dem Baumdämonen natürlich nicht entgeht. Jetzt kommen absurde Filmtricks wie Schwertkämpfer, die die Schwerkraft ignorieren, und noch mehr Fantasiewesen, um den Baumdämon zu besiegen. Alle, von den Helden bis zu den Zuschauern, kämpfen gegen das Ungeheuer, das fast Mitleid erweckt. Nein, das war also auch nichts, passt aber zu meinem „hervorragenden“ Gesamteindruck von Davao – das „Philippine Eagle Project“ von Domingo natürlich ausgenommen.
Up the creek
Mal sehen, was „Up the creek“ bringt. Leider wird es beim zweiten Film auch nicht besser. Das Niveau bleibt unterm Teppich. Kurz zur Handlung (wenn man davon überhaupt sprechen kann): Bob McGraw (nochmal ein geistiger Tiefflieger) und drei weitere Loser (Max, Gonzer, Irwin) sollen das Image ihrer Universität verbessern, indem sie ein Schlauchbootrennen gewinnen. Als Preis winkt ihnen ein Studienabschluss nach Wahl. Ihre Gegner sind Studenten der Ivy University, des Washington Military Institutes und ein Team von attraktiven Studentinnen. Sabotage und Betrug prägen das Rennen, das bald haarsträubende Züge annimmt. Am Ende gewinnt McGraw zwar nicht das Rennen, doch das Herz der schönen Heather.
Nur noch eine Nacht
Ich habe nun zwei Filme gesehen, in denen die Hauptdarsteller zwar Trottel waren, aber trotzdem Traumfrauen abbekommen haben. Na ja, meine Filme waren das nicht, aber wenigstens habe ich so wenigstens preiswert drei Stunden rumgebracht. Nach dem Kino bin wieder in die Stadt runter gelaufen. In einem Schnell-Imbiss schiebe ich mir einen Hühnchen-Spieß und eine Cola rein, geh dann in der Pelayo-Street noch ein Bier trinken und dann zurück ins „Men Seng“. Zum Glück muss ich nur noch einmal schlafen in Davao.
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