On the road again – Auf slowenischen und österreichischen Autobahnen
Marché Bistro Barje in Ljubljana
Südlich von Ljubljana – es ist inzwischen elf – dann stockender Verkehr und Stau, unser allererster Stau überhaupt, seit wir am Sonntag von zu Hause weggefahren sind. Das sind wir gar nicht mehr gewöhnt, deshalb fahren wir beim Rastplatz Avtocestno počivališče Barje raus.
Leider können wir das dortige Klo nicht benutzen. Susanne hat bereits 30 Cent eingeworfen, bis sie erkennt, dass das der Geldeinwurf-Automat gar nicht realisiert. Geld weg, Blase voll, Drehkreuz zu.
Notgedrungen gehen wir um das Haus herum auf die andere Seite, wo es ein Marché Bistro gibt. Wenn wir dort einen Cappuccino mit Sandwich oder einen Latte Macchiato mit Kirschstrudel zu uns nehmen – happige 16 € haben sie uns dafür abgeknöpft –, können wir vielleicht dort aufs Klo, aber Pustekuchen!
Also versuchen wir’s drüben noch mal. Die jüngeren Sportlichen ignorieren den Automaten und das Drehkreuz einfach und springen drüber. Ein etwa 50-Jähriger probiert‘s drei-, viermal mit Münzen und schlägt dann wie von der Tarantel gestochen (erinnert mich irgendwie an Sonntag in Landskron, wo der Guide bei den Affen gesagt hat, dass insbesondere Männchen keine Geduld haben) auf den Automaten ein, was aber weiter auch nichts nützt. Ich kann weder über das Drehkreuz jumpen, noch sehe ich in der Gegen-den-Automaten-Box-Attacke einen tieferen Sinn, also schlag‘ ich mich notgedrungen in die Büsche. Susanne krabbelt, wie etliche andere Frauen vor ihr, einfach unter dem Drehkreuz hindurch.
So weit, so gut. Ja, ich weiß, man soll über Menschen bestimmter Regionen keine auf Klischees oder Vorurteile basierende Witze machen, aber was jetzt kommt – den realen Irrsinn – finde ich so witzig, dass ich gar nicht mehr anders kann. Anstatt durchs Drehkreuz zu gehen – nach draußen geht es ja – krabbelt eine Österreicherin auch beim Rausgehen wieder unterm Drehkreuz durch. Ich kann nicht anders und fotografier sie. Als ich ihr hernach auf dem Display das Foto zeige und ihr verspreche – nachdem wir die E-Mail-Adressen ausgetauscht haben, das Foto zuzuschicken, kann auch sie sich vor Lachen fast nicht mehr halten.
So, die fast einstündige Pause ist beendet, aber der Stau auf der Autobahn ist noch immer da. Bei inzwischen 31°C müssen wir uns in den Stau auf der A2 einreihen. Drei Kilometer weiter, wo es beim Autobahndreieck Malence geradeaus auf die A1 nach Postojna, Koper und Triest und rechts weg auf die A2 nach Kranj, Beljak und Villach geht, löst sich der Stau aber bereits wieder auf.
Kurze Zeit später fahren wir im nordwestlichen Teil Ljubljanas durch den 1460 m langen Šentvid-Tunnel.
So eine Autobahnfahrt ist einfach nur eintönig und öde. Fast schon aus blanker Verzweiflung, weil auf der Autobahn eigentlich nichts Besonderes passiert und im Radio auch nur fremdartiges Gedudel kommt, fotografiert Suanne in Höhe des Flugplatzes Lesce-Bled – rund 45 km nordwestlich von Ljubljana – Fallschirmspringer.
Zwanzig Minuten später dann wieder Äktschn. Wir sind am Mauthäuschen Cestninska postaja Hrušica. Ich dachte, dank ADAC hätten wir nun freie Fahrt, aber da habe ich mich geirrt und wir müssen nochmal 7,90 € löhnen – oder waren’s doch nur 7,80 €?
Karawanken-Tunnel
Noch nicht mal 1 km nach dem Mauthäuschen beginnt der knapp 8 km lange Karawankentunnel, welcher Slowenien mit Österreich verbindet. Die Staatsgrenze liegt fast genau in der Mitte des Tunnels (3.450 Meter auf slowenischem, 4.414 Meter auf österreichischem Staatsgebiet), davon bekommt man aber im Tunnel selbst überhaupt nichts mit. Noch nicht mal ein Schild ist da. 1 km nachdem wir wieder draußen sind, sehen wir links drüben in der Mautstelle Rosenbach, wie dort die Autos auf die Einfahrt in den Tunnel warten.
Dann fahren wir auf der Tauernautobahn weiter Richtung Norden, durch den St. Niklas-Tunnel, über die Drau hinweg und am Knoten Villach geradeaus weiter nach Salzburg. In der anderen Richtung würde es auf der A2 nach Udine bzw. Wien und Klagenfurt weitergehen. Wir müssen aber unbedingt auf der linken Spur bleiben und schon bald sehen wir rechts oben die Burg Landskron, wo wir am Sonntag einen unserer ersten Stopps beim dortigen Affenberg hatten.
Dann folgen – neben einigen „lichten“ Abschnitten – Tunnel um Tunnel: St. Andrä-Tunnel, Oswaldiberg-Tunnel und schließlich der Katschbergtunnel.
Bevor wir im Tauerntunnel unser „Maulwurfdasein“ dann endgültig abschließen, machen wir beim Rastplatz Lahnschütz noch mal eine kleine Pause. Wir schauen auf die Uhr: 14:35 Uhr und sinnieren. Was hat „Peter“ heute früh gesagt, nachdem ich im Navi „Fürstenfeldbruck“ eingetippt hatte? „Sie erreichen Ihr Ziel um 14:39.“ Da war „Peter“ wohl sehr optimistisch.
Das Klo am Rastplatz Lahnschütz ist zwar umsonst, aber mir gefallen die Jugendlichen nicht, die direkt vorm Klo protzig auf dem Behindertenparkplatz stehen, und was mir weiter nicht gefällt, ist, dass der Kaffee hier nur billigst in Pappbechern angeboten wird. So weit bin ich dann doch noch nicht gesunken. Wir fahren weiter.
Ob das jetzt mit der elektronischen Maut genauso problemlos funktioniert wie am Sonntag? Es funktioniert.
Kurz bevor wir wieder in einem Tunnel verschwinden, dieses Mal im Tauerntunnel, sehen wir direkt vor uns die 1.730 Meter hohe Riedingspitze.
Und eine halbe Stunde später direkt über uns eine Burg. Das könnte die Feste Hohensalzburg sein – aber weit gefehlt. Da wir eben erst durch den Helbergstunnel gefahren sind, kann es „nur“ die Burg Hohenwerfen sein, also immer noch über drei Stunden bis nach Mering.
Wenigstens bekommen wir endlich wieder Bayern 1 rein. Es laufen Dexys Midnight Runners mit „Come On Eileen“, Shakin‘ Stevens „Oh Julie“, Sinead O’Connor „Nothing Compares 2 U“, eins, das ich nicht kenne und dann Alannah Myles „Black Velvet“.
Da fährt sich’s schon wieder viel leichter. Eine halbe Stunde später trifft die Tauern-Autobahn auf die West Autobahn, wo es in der einen Richtung nach Wien in der andern nach Deutschland geht. Wo wir hin wollen, ist klar und so erreichen wir 2 km später die Raststation Walserberg an der österreichisch-deutschen Grenze.
Raststätte Walserberg
Da es – wenn es gut geht – immer noch fast 3 Stunden sind bis Mering, machen wir erneut eine kleine Pause. Alles hier ist aber doch irgendwie „strange“. Erstens sitzt außer uns kein anderer im Restaurant, zweitens ist es hier exorbitant teuer.
Zu unserem Kaffee bekommen wir eine Karte mit der Nummer 299, die wir dann beim Zahlen im Shop vorlegen müssen. Und obwohl zwei Klo-Coupons angerechnet wurden, kosten die zwei Tassen – nun schlecht geschmeckt hat der Kaffee ja nicht – immer noch horrende 9,10 €. Die nehmen’s hier echt von den Lebenden. Dennoch, die Pause haben wir gebraucht.
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