Der „geheime“ Aussichtspunkt
Von Rastoke Richtung Plitvicer Seen
Man könnte noch ewig bleiben in diesem verwunschenen Ort, aber wir müssen echt weiter. Gegen 17:00 Uhr holen wir unseren Panda ab. Wir haben heute nämlich noch vor, zu einem „geheimen“ Ausguck zu fahren, von dem aus man die unteren der Plitvicer Seen (insbesondere den Silbersee und die dortige Schatzhöhle) quasi aus der Vogelperspektive sehen kann. Der Weg dorthin ist natürlich nicht ausgeschildert, sonst wär’s ja kein Geheimtipp.
Seit Anbeginn unseres vor vier Tagen gestarteten Road-Trips sind Susanne und ich in einem Euphorie-Rausch, der von Tag zu Tag, ja man könnte sogar sagen stündlich, zunimmt. Unsere Herzen platzen fast vor Freude. Da muss natürlich auch „Katzabärle“ etwas davon abkriegen. Genau aus diesem Grund fahre ich mit ihm, bevor wir Rastoke verlassen, über die nur 2,5 m breite Stari Koranski Most (die Alte Korana-Brücke) – schließlich soll der Panda, der uns so zuverlässig bewegt, von unserem Glück auch was abhaben.
Auf der D1 geht’s zunächst Richtung Süden. Eigentlich hatte ich ja vor, in Slunj in der Bäckerei Pekara Europa noch Semmeln oder Ähnliches zu kaufen für heute Abend, aber die seit nunmehr vier Tagen anhaltende ständige Serotonin-Ausschüttung und das ständige „Schweben durch den Tag“ sagt unseren Körpern: „Essen? Was ist das? Das brauchen wir momentan nicht!“ Bin gespannt, ob „Katzabärle“ auch nur ein Mensch ist und auf diesem Road-Trip deutlich weniger Sprit braucht als im Alltag zu Hause.
In Broćanac fängt es leicht an zu nieseln, aber in Grabovac, 12 km später ist der Nieselregen schon wieder vorbei.
Fahrt zum „geheimen“ Aussichtspunkt
Bis Grabovac habe ich die Fahrt ja schon beschrieben. Dass ich das letzte Stück bis zum „geheimen“ Aussichtspunkt nun nicht mehr beschreibe, versteht sich von selbst. Wer den Punkt finden will, der findet ihn. Ich will aber nicht, dass dort nachher „Millionen“ auch ambitionsfreie Touristen stehen, die mit Plitvicer Seen und Winnetou so gar nichts am Hut haben. 2 km vorm Aussichtspunkt grasen linker Hand Schafe.
Dann kommen wir an. Vor einer Ruine kann man sehr gut parken und da hier in der Gegend ganz offensichtlich eh niemand wohnt, stören wir wohl auch keinen. Wir sind auch das einzige Auto weit und breit, obwohl hier Platz wäre für zehn. Mit 16°C ist es richtig kalt geworden. Ich stelle das Auto ab, dann gegen wir über einen kleinen, nicht ausgeschilderten Pfad durch den Wald.
Am „geheimen“ Aussichtspunkt
Ein paar Minuten, dann gibt es auch hier ein Schild, aber keines, das auf den Aussichtspunkt hinweist, sondern eher ein solches, das darauf hinweist, dass man hier unbedingt achtsam sein sollte. Das sind wir auch und so entdecken wir diesen Schwarzen Riesenschnegel, der sicher an die 18 cm groß ist.
Dann endlich kommen wir am Aussichtspunkt an, den man übrigens ohne Eintritt zu zahlen erreicht. Der Eintritt zu den Plitvicer Seen kostet im Sommer immerhin 40 €!
Außer uns ist niemand da und der Blick von hier oben ist atemberaubend.
Von den Plitvicer Seen Richtung Otočac
Korana
Wir haben gesehen, was wir sehen wollten, und freuen uns schon auf morgen, wenn es dann auch richtig rein geht in den Nationalpark Plitvicer Seen.
Wir fahren den ganzen Weg vom „geheimen“ Aussichtspunkt zurück und nach etwa 4½ km sagt das Navi, dass wir scharf rechts abbiegen sollen. Das ist zwar nicht der Weg, den wir hergekommen sind, aber – das Navi hat immer recht.
Der Abzweig, der fast 160° zurückgeht ist so eng, dass ich – um die Kurve zu schaffen – ganz auf die linke Seite muss. So weit „ab vom Schuss“ ist das jedoch kein Problem, da hier ohnehin nie ein Auto unterwegs ist. Auf einer extrem schmalen Straße geht es steil bergab. Entgegenkommen darf hier keiner. Da brauche ich mir aber keinen Kopf zu machen, denn das wäre dann auch wirklich das allererste Auto, das wir hier sehen.
In der Talsohle führt eine schmale hölzerne Brücke über einen Bach. Der Steg ist – zumindest in meinen Augen – so spektakulär, dass ich aussteigen und ein Foto machen muss.
Und genau jetzt kommt von der anderen Seite ein Auto entgegen und hupt. Ich steig ein, fahr über die Brücke rüber und gleich nach dem Haus rechts rein in eine Einfahrt, sodass der Gegenverkehr (kann man so einen einzelnen Wagen überhaupt nennen?) passieren kann. Dann setz ich zurück und fahr eine ebenso schmale, dafür aber deutlich steilere Straße wieder hoch. Die Straße ist so steil, dass ich den Panda auch im ersten Gang fast abwürge.
Nach einigem Gegurke bin ich nahe der Plitvicer Seen dann wieder auf der D1. Bis zu unserem Hotel sind es jetzt genau noch 60 km oder 55 Minuten. 20 Kilometer fahren wir auf der D1 nach Süden und dann beim Schild „Senj, Otočac, Autobahn“ rechts weg auf die D52.
Auf kürzester Strecke überwinden wir zwischen dem Dorf Vrelo Koreničko und dem Weiler Varičaci einen 850 m hohen Pass. Dieser liegt 200 m höher als die D1 und 490 m höher als die Holzbrücke nach dem Aussichtspunkt. Ob der Pass einen Namen hat, weiß ich nicht.
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