Vrsar zum Zweiten
Ich hab‘ einen Mords-Kohldampf – wir haben ja seit dem für mich enttäuschenden Delfin-Plava-Laguna-Frühstück heute Morgen nichts mehr gegessen – und leiste mir bei einem Backshop in der Marsala Tita für 2 € zwei Salzstängel.
Noch zwei Stunden bis zur zweiten Delfin-Ausfahrt
Was tun, wenn man noch zwei Stunden hat? Spazierengehen? Nein! Schließlich sind wir heute schon genug gewandert und den Weg hinten raus am Strand Belvedere entlang kennen wir ja auch schon, sodass wir beschließen, uns jetzt einfach mal hinzusetzen und nichts zu tun. Dafür scheint die überdachte Veranda des Cafés Al Porto wie gemacht.
Ich bestell mir ein Toceno Pivo, mein erstes kroatisches Tagsüber-Bier. Bis wir heute Abend zum Hotel fahren, vergehen ja noch über 4½ Stunden, da ist die Halbe sicher abgebaut. Mann, wie das zischt! Selten habe ich mich auf ein Bier so gefreut. Susanne erfrischt sich an einem Schoko-Eisbecher. So hat jeder das Seine bzw. Ihre.
Nach der Erfrischung haben wir immer noch eine Stunde Zeit und fragen im Tourist-Office – das ist in derselben Straße drei Gehminuten Richtung Parkplatz – nach einem Briefkasten. In Zeiten von WhatsApp und Signal eine Frage wie aus der Antike. Aber es gibt noch einen (wenigstens einen!) Postkasten, hinterm Parkplatz beim Busbahnhof. Dort gehen wir hin und werfen unsere Karten ein. Danach geht’s zurück zum Kai.
Die zweite Delfin-Tour
Die zweite Ausfahrt unternehmen wir heute mit der Sveta Ana – dem Holzboot der Dolphin Travel, das im Piratenlook daherkommt. An Bord sollen auch Getränke ausgeschenkt werden, was uns – als wir vorhin von der Post kommend an einem ähnlichen Piratenschiff aus Rovinj vorbeikamen und dort gejohlt und gegrölt wurde – etwas Bauchgrummeln bereit.
Leider hatten wir, als wir die Touren von zu Hause aus bei Get-Your-Guide.com buchten, keine Ahnung, dass die – bei gleichen Tour-Namen – verschiedene Anbieter bedienen.
Leider bietet die Sveta Ana auch nicht den Bug-Logen-Platz, den wir gestern bei der Lidija Pula hatten. Dazu sind die Sitzmöglichkeiten vorne am Bug einfach zu unbequem. Susanne ist deshalb gleich gar nicht über die Seile und Ketten drüber gekrabbelt und hat sich mit FINN notgedrungen an einen der Tische rechts vorne gesetzt.
Ich geh dann auch wieder zu den beiden zurück. Da sitzen wir nun und harren der Dinge, die da kommen. Erwarten tun wir von einem auf Piraten gemachten Touristen-Fun-Boot nichts, dabei wär‘ die spiegelglatte See heute für Delfinbeobachtungen geradezu ideal.
Um 17:30 Uhr geht’s los. FINN und ich setzen unseren Delfin-Beobachtungsblick auf – bei Delfinfrau Susanne ist der sowieso schon unabschaltbar angeboren – und starren auf das Meer. Aber außer einer Möwe und ein paar knapp über der Wasseroberfläche dahinziehenden Kormoranen sehen wir bisher nichts.
Wider Erwarten bleiben die Gäste, auch nachdem die Getränke gereicht wurden (es gab Wein, Wasser und Fruchtsaft), erstaunlich zivilisiert.
Und dann sind sie plötzlich da, die Delfine. Genau wie gestern, etwa eine halbe Stunde, nachdem wir losgefahren sind. Ich bin happy und bilde mir ein, zwischen den beiden großen Delfinen sogar ein Jungtier zu sehen.
Ich geh rauf zum Kapitän ins Steuerhaus und frage: „Wo sind wir?“ „5 km vor Vrsar. Hier ist das Meer 28 m tief.“ Offensichtlich sind wir also genau dort wieder, wo wir auch gestern die Delfine gesehen haben. Ob es die gleichen sind?
Irgendwie liegt mir der Kapitän. Sein Kleidungsstil ist bequem und ungezwungen, sein Körperbau entspannt. Seine Augen sind ruhig und strahlen eine gewisse Sanftmut aus. Ich glaube, dass er – zumindest heute und im Moment – mit seinem Job sehr zufrieden ist. Wie anders sollte man das warme Lächeln sonst interpretieren.
Das mit der Zufriedenheit scheint aber nicht immer so zu sein. „Miet-Boote viel zu schnell, jagen Delfine“, sagt er mir. Ich werde das Gefühl nicht los, dass er sein Boot gezielt zwischen die Delfine und das daher brausende Motorboot lenkt. Im Grunde also doch ein kleiner Pirat?
Auf der „sicheren“ Seite scheinen sich die Delfine dann aber nicht stören zu lassen und wir können sie noch lange beobachten.
Doch dann sind sie plötzlich wieder weg. Ich geh zurück zu Susanne.
Auf der Heimfahrt zum Hafen von Vrsar sehen wir dann noch mal Delfine, einmal sogar die Fluke eines Tiers und einmal eine Vierergruppe.
Kurz vor Ende der Fahrt kommt der sichtlich zufriedene Kapitän mit den Worten „Dobro Dupini, gute Getrinken, gute Wetter“ herunter zu den etwa 20 sicher ebenso begeisterten Teilnehmern der Delfin-Sunset-Tour. Da spürt man – auch wenn man kein Psychologe ist –, dass es ihm heute wohl so richtig getaugt hat.
Ich glaube, mit unserer anfänglichen Skepsis gegenüber dem Piratenschiff sind wir wohl komplett falsch gelegen. Die Atmosphäre an Bord war wider Erwarten sehr ruhig. Obwohl manche Passagiere auch Wein tranken, war die Stimmung zwar gut, aber zu keiner Zeit ausufernd. Alle – so zumindest mein Eindruck – erfreuten sich an den Delfinen und waren selig, wenn diese in Sichtweite kamen. Und das war heute sehr oft der Fall.
Fazit: Die Delfin-Ausfahrt mit der Sveta Ana war supertoll. Als wir von Bord gingen, habe ich am Infostand der Sveta Ana (einem Tisch, einem Stuhl und einem Sonnenschirm) dann noch nach deren Internet-Auftritt gefragt, weil ich ihre Seite verlinken und ihre Tour positiv bewerten wollte. Die einfache Antwort: „Wir sind nur ein Familien-Unternehmen mit drei Personen.“ Einer fuhr das Schiff, einer lichtete den Anker und versorgte die Gäste und der dritte war draußen am Infostand. Wer sollte da eine Homepage oder einen anderen Internet-Auftritt betreuen?
Abschied vom Parkplatz in Vrsar
Wir gehen zum Parkplatz, zahlen 7,50 € Parkgebühren und holen unseren Panda ab für die letzte Fahrt nach Poreč.
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