Zum 30. Jahrestag – Unsere Hochzeitsreise nach Thailand
Flughafen München
Heiligabend – 24.12. 1993
Flughafen München, es ist 16:10 Uhr. Natürlich sind Susanne und ich – wie soll’s auch anders sein? – die aller-, allerersten am Schalter D 103. Gott sei Dank wollen die Leute, die in der Riesenschlange rechts neben uns stehen, nicht nach Bangkok, sondern nach Colombo.
Hinter uns füllt sich jetzt langsam auch unsere Reihe. Ich kann nicht anders, ich muss sie einordnen. Also der geschwätzige „Bierbauch“ in der viel zu engen Jeans drei Meter hinter uns, und der Typ daneben, der mit dem knallroten Meggl, die sind bestimmt nicht auf Hochzeitsreise.
So, die Koffer sind weg. Als die Bodenstewardess fragt, wo wir sitzen wollen, nehm ich’s natürlich wieder ganz genau: links soll es sein, mit einem Fensterplatz. Und das bekommen wir dann auch: die Plätze 3A und 3B in einer Boeing 777-300 ER, dem größten und schwersten zweistrahligen Flugzeug der Welt. Ach Mann, keine 747 und das, wo Susanne doch noch nie in einem Jumbo war. Aber die 777 ist auch nicht schlecht.
Eine Weihnachtsgeschichte
Das Formelle wäre damit erledigt. Bis zum Boarding haben wir noch über zwei Stunden Zeit. Heilig Abend ist’s. Zu Hause sitzen jetzt wohl alle unterm Baum und packen Geschenke aus und wir sitzen in einem fast menschenleeren Flughafen. Nachher soll in der Christopheruskapelle des Flughafens noch eine Weihnachtsmesse sein. Die Frage: „Sollen wir hingehen?“ beantwortet Susanne mit einem freudigen „Au ja!“
Anfangs fiel es uns richtig schwer, uns auf die Weihnachtsgeschichte zu konzentrieren, weil wir in dem Pfarrer mit seinem schwarz-weißen Bart immer nur ein Meerschweinchen sahen, aber dann haben wir uns doch gefangen.
Die Weihnachtsgeschichte wurde ins Heute und Jetzt transformiert. So erzählt der Priester von einer Kroatin, die – vom Jugoslawien-Krieg geflohen – ohne Visum und ohne ihre Familie in München gestrandet sei. Ihre Familie, die nach Spanien geflohen ist, kann sie aber nicht sehen, da ihr für die Einreise nach Spanien die entsprechenden Papiere fehlen. Und dann geschieht das Weihnachtswunder. Dank des Sozialdienstes für Passagiere, Besucher und Abholer hier am Flughafen und der Hilfe des spanischen Konsuls in München kann sie morgen nun doch ihre Familie treffen. Morgen früh um 8:00 Uhr – wenn wir, sofern alles gut geht – den Golf von Bengalen überquert haben und die Burmesische Westküste erreichen, wird hier in München ihr Flieger nach Las Palmas starten, und wenn wir in Bangkok landen, wird sie in Las Palmas ihre Familie in die Arme schließen können. Das ist wirklich eine echte Weihnachtsgeschichte.
Richtig schön war die Messe, so mit Singen, Orgel, Kerzen und einer zu Herzen gehenden Predigt.
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