1988 als Backpacker auf den Philippinen
Montag, 19. Dezember 1988
Panay – Iloilo
Noch bevor der Bus hält zerren die Schlepper wieder an deinen Klamotten, weil sie sich von den Touris ein Geschäft erhoffen. Nur mit äußerster Energie wird man sie los wenn überhaupt.
Nur äußerst selbstbewusstes Auftreten macht ihnen den Garaus.
Im SM-Markt bekomm ich dann auch Batterien – „wenigstens für meine Kodak-Klick“ und den Walkman.
In einem der Häuser um den SM-Markt kann man angeblich auch telefonieren. Es durfte in Deutschland jetzt etwa Montag-Morgen, 9:00 Uhr sein. Gute Zeit also, Bärbel anzurufen und ihr zu sagen, dass es mir gut geht.
Ich meld´ ein 3-Minuten-Gespräch an und warte in der Zelle. Dann klingelt´s durch und kurz danach hab ich Bärbel in der Leitung. Eine Verbindung um die halbe Welt. Ich bin überrascht, wie gut das klappt und wie gut man Bärbel verstehen kann. Sie erzählt mir, dass sie schon acht Karten bekommen hat bis Samstag und sie freut sich schon auf die neuen.
Die drei Minuten sind schnell vorbei und doch war Bärbel so unheimlich nah. Ich glaube, irgendwie hat sie sich auch gefreut. Sie sagte, dass sie mich ein bisschen vermisst. Das von ihr am Telefon hat mich schon sehr glücklich gemacht.
Dann nehm´ ich ein Tricycle zum Iloilo-Lodging House in der Aldeguer-Street, wo ich heute übernachten werde. Gerade als die Sonne untergeht, sind wir da. Das Iloilo-Lodging House ist nichts Außergewöhnliches, die Nacht im Lodging House kostet 70 ₱ (6 DM), die Zimmer sind ganz ordentlich und vor allem: Es gibt eine Dusche mit einem dicken Wasserstrahl allerdings für den ganzen Stock gemeinsam. Einen großen Nachteil hat das Haus dann aber doch: Es ist laut hier, und in der unmittelbarer Nähe des Flusses gibt es „Trilliarden“ von Stechmücken.
Nachdem ich geduscht und mich und meine Klamotten dick mit Autan eingesprüht hab, stellt sich die Frage: „Was mach´ ich heute Abend`?“ dann überhaupt nicht mehr.
Heute Abend findet in der Bar des Iloilo-Lodging-Houses nämlich ein sogenanntes „Singalong“ statt. Dabei kann jeder Gast, wenn er denn möchte, zu Musik vom Band sein Lieblingslied durchs Mikrofon grölen. Man nennt das „Karaoke“. Manche drängen sich richtig vor: Eine mollige Frau z.B. meint mehr schlecht als recht, dass sie „Simply the best“ sei und zwei angeheiterte Typen sind der Ansicht, sie seien – ähnlich wie die 4 Musiker von Queen – „the Champions“.
Andere werden vom Disc-Jockey regelrecht genötigt. Jetzt ist einer mit „It’s now or never“ d´ran und anschließend erfahren wir, dass „Puff, the magic dragon“ „by the sea“ lived.
Da zuzuhören ist ja ganz lustig, vor allem, wenn dazu das eine oder andere Bier durch die Kehle läuft. Selber singen wär aber niemals was für mich. Ich wüsste auch gar nicht, was ich singen sollte. Das einzige, das ich aus der „Play-Back-Kiste“ kenne und das ich mir zutrauen würde, ist Frank Sinatras „New York, New York“. Zum Glück aber geht der Kelch an mir vorbei, denn ich kann mit diesem erzwungenen Tun überhaupt nichts anfangen. Eine Pinkelpause nutz ich, mich „französisch“ zu verabschieden.
Ich lieg zwar jetzt im Bett, aber an Schlaf ist nicht zu denken. Die Musik plärrt, dass die Wände wackeln und die „Moskitos“ nerven. Die bekommen jetzt meine ganze Wut ab.
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