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Samstag, 20.8.2016

Durch die Stadt – endlich zu Fuß


Ich gehe gerade mal 200 m die Straße runter und dann links hoch und komm völlig unerwartet zur Catedral Antigua Colegiata de Nuestro Señor San Salvador, eines der eindrucksvollsten Gebäude in ganz Jerez de la Frontera. Als ich vor der Freitreppe stehe komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Mit dem Bau der Kathedrale wurde 1695 begonnen und es dauerte 83 Jahre, bis sie fertiggestellt wurde. Daher kommen auch die unterschiedlichen Stilepochen, Gotik und Barock.: Gotik an den Gewölben und an der Strebebögen, Barock an den Toren und Türmen. Die Kirche steht auf den Fundamenten der aus dem 13. Jahrhundert stammenden größten maurischen Moschee von Jerez. (Anmerkung: Wieder steht eine christliche Kirche auf maurischen Fundamenten, als ob die Christen damals den Mauren so richtig eine drüberbraten wollten. Muss das sein?)

Der frei stehende Glockenturm ersetzt das Minarett der ehemaligen Moschee. Er besteht aus zwei Teilen. Der untere, der aus dem 15. Jahrhundert und der ober, der im 18. Jahrhundert draufgesetzt wurde. Als ich die Freitreppe hoch gehe, orientiere ich mich rechts und gehe zwischen Kirche und Glockenturm weiter auf einen freien Platz, den Plaza Encarnación (Platz der Menschwerdung Gottes). Dort steht ein Denkmal für Johannes Paul II.

Vermutlich hängt das damit zusammen, dass Johannes Paul II. im März 1980 durch die Bulle „Archiepiscopus Hispalensis“ die ehemalige Kollegiatkirche (eine Kirche, die kein Bischofs-Sitz ist) zu einer Kathedrale (eine Bischofs-Sitz-Kirche) erhöhte.

Dreht man sich um 180°, sieht man über dem Tor die auf dem rechten Foto gezeigte Skulpturen-Gruppe. Die links da gestellte Gruppe befindet sich ober halb der linken Tür der Hauptfassade.

In unmittelbarer Nähe der Kathedrale liegt das Alcázar de Jerez, eine im 11. Jahrhundert errichtete Palastfestung, die von den Almohaden errichtet wurde.

Steht man am Platz davor am Denkmal für Manuel María González Ángel, auf den ich gleich komme, und blickt nach Norden, könnte man glauben, die Kuppel der Kathedrale, die man von der Freitreppe davor aus gar nicht sieht, gehöre zum Alcázar de Jerez. So langsam blicke ich auch, dass es vergangenen Samstagabend, als hier der Flohmarkt war, genau die gleiche Kathedrale war, die ich fotografiert hab. Nun aber zu Manuel María González Ángel. Er war es, der 1835 die wohl bekannteste Sherry-Bodega Spaniens, González Byass, gründete (Byass ist der Name seines englischen Agenten). Heute gehört „Tío Pepe“ zu den führenden Sherry-Weinen in Europa.

Die Familie Gonzalez war aber nicht nur an der Spitze der Sherry-Herstellung, sie waren es auch, die den Spaniern das Polo-Spiel, Rasentennis, die elektrische Beleuchtung, fließendes Wasser, das erste Bahn-Projekt  und noch viel mehr brachten.

Plaza Arenal


Als ich dann am Aclazár vorbei in der Calle Armas bin, seh ich sie wieder, die Iglesia de San Miguel, und jetzt kann man auch die blau gekachelte Turmspitze ganz deutlich sehen. Dass ich auf diesem Weg schnurstracks auf den Plaza Arenal komme, dort wo letzten Samstag das Kinderkarussell stand, und das schon nach 2 Minuten, das irritiert mich etwas, bin ich doch vorhin „stundenlang“ in der Gegend herumgekurvt. Hier ist alles so dicht beieinander, dass ich für Jerez-Besucher nur empfehlen kann, zumindest die Altstadt zu Fuß zu machen.

Auf einer Bank zwischen zwei Palmen sitzt ein – der Kleidung und dem Gepäck nach zu urteilen – Obdachloser mit seinem Hund. Mann, das ist doch die Gelegenheit! Der Kofferraum meines Leihwagens ist noch voll mit Radler und alkoholfreiem Bier. Das kann ich, wenn ich heute Abend nach Hause fliege, unmöglich mitnehmen, und um es vor dem Abflug alleine auszutrinken, dazu ist es einfach zu viel. Vielleicht ist das was für ihn?

Über die Calle Consistorio renn ich runter zu meinem Auto, das zu Fuß gerade mal 3 Minuten weg ist. Dabei komm ich  – nach meinem Empfinden – am wohl schönsten Platz in ganz Jerez de la Frontera vorbei, an der Plaza de la Asunción. Da muss ich nachher nochmal her. Jetzt muss ich erst mal zum Auto.

Die Dosen sind noch sehr kühl (in hatte sie über Nacht in der der Minibar meines Zimmers). Ihr glaubt nicht, wie sehr sich der Mann gefreut hat – und ich mich auch!

Parroquia de San Dionisio – Plaza de la Asunción


Zurück zur Plaza de la Asunción, wie bereits gesagt, der wohl schönste Platz in ganz Jerez de la Frontera – zumindest für mich. Wenn man auf den Platz kommt, liegt rechter Hand die im gotischen Mudéjar-Stil gebaute Iglesia de San Dionisi aus dem späten 15. Jahrhundert. Ihr Turm (Torre de la Atalaya) stammt ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert und obwohl er quasi ein Kirchturm war, wurde er aber nicht als solcher genutzt, sondern diente als Wachturm und dazu, die Uhrzeit anzuzeigen.

Dreht man sich – vor dem Kirchenportal stehend – nach rechts blickt man direkt auf den Renaissance-Palast Cabildo (dem alten Rathaus) aus dem späten 16. Jahrhundert. Die zentrale Vordertür wird eingerahmt von wuchtigen korinthischen Säulen, Links und rechts davon wird dir Fassade von den auffallenden Statuen des Julius Cäsar (links) und Herkules (rechts) bestimmt, die über den Fenstern angeordnet sind. Flankiert werden beide Statuen von Bildnissen der sogenannten Kardinaltugenden Tapferkeit, Freiheit, Güte und Gerechtigkeit.

In der Mitte des Platzes erhebt sich die aus den 1950er Jahren stammende Säule, die Maria Himmelfahrt darstellt. Daher auch der Name des Platzes:  Plaza de la Asunción:

Reiterdenkmal


Hallo? Dieses Reiterdenkmal  und dieses Halbrunde Gebäude, da war ich doch schon vor einer Woche! So ein Zufall! Geplant war das nicht.

Das Denkmal zeigt: Miguel Primo de Rivera, der sich vor allem bei bei Kämpfen in den ehemaligen spanischen Kolonien KubaPhilippinen und Spanisch-Marokko einen Namen machte. Seine Kinder Jose Antonio (1903-1936) und Pilar (1907-1991) gründeten 1933 spanische faschistische Bewegung Falange.

Markt von Jerez de la Frontera


Dann habe ich durch blanken Zufall, gerade mal 3 Fuß-Minuten vom Plaza Arenal entfernt, den Marktplatz gefunden, den Plaza de Abastos (36.682109, -6.136120). Dort ist eine Markthalle mit einem Zentralbereich für Fisch und drumherum am Eingang vorne Obst, rechts runter auch noch Obst und links zurück Fleisch. Alles zu unschlagbaren Preisen. Ein absolutes Muss!

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ANDALUSIEN 2016 – INHALTSVERZEICHNIS
HAUPTGRUPPE BERICHTE

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