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Russland 2017 – Alёna zeigt uns ihre Welt


Abendessen im Вареничная


Nachdem wir alle unser Quartiere bezogen haben, ist erst mal Essen angesagt. Wir gehen in die Querstraße gleich bei der Metro und dort genau gegenüber der Храм Священномученика Климента Папы Римского в Замоскворечье (St. Clement’s Church) in ein Restaurant namens Вареницная, was so viel bedeutet wie „Variationen“.

Das Lokal ist eingerichtet wie ein Wohnzimmer. An einer Wand hängen Poster von Sportlern, überm Tisch hängt ein Bücherregal, auf dem Sideboard daneben steht neben einer alten „Erika“-Schreibmaschine eine Grünpflanze.

Wir bestellen echt russische Speisen, die man (auch als Tourist) unbedingt mal gegessen haben sollte. Lasst euch überraschen, was kommt!

Während wir warten, malen wir mit akkurat gespitzten Buntstiften, die hier überall rumstehen, auf unseren Platzdeckchen Bilder aus.

Auf den Sets ist die Geschichte der Трое из Простоквашино (Drei von Prostokvashino) dargestellt. Die Erzählung handelt von einem sechsjährigen Jungen der – weil er sehr ernst ist – Дядя Федор (Onkel Fjodor) genannt wird, und seinem Hund Шарик (Sharik). Beide erleben in Prostokvashino viele Abenteuer, einige mit dem lokalen Briefträger Печкин (Pechkin). Die Geschichte geht zurück auf einen sowjetischen Animationsfilm von 1978.

Wir sind noch nicht fertig mit Ausmalen, als das Essen auch schon aufgetischt wird.

Es sieht nicht nur superlecker aus, es schmeckt auch so. Natürlich gibt´s neben Fruchtsäften, Cola, Fanta und all den bekannten Getränken für Susanne und mich auch Пиво без алкоголя (alkoholfreies Bier).

Wir sitzen lange, weil es in diesem typisch russischen Lokal einfach urgemütlich ist. Zu später Stunde rufen wir nach der Rechnung. Das Bezahlen ist hier ganz anders, als ich es von Deutschland gewohnt bin: Die Rechnung wird verdeckt in einer Klappkarte gebracht, die so ähnlich aussieht wie eine Geburtstagskarte. Dann läuft die Kellnerin weg. Der Gast blickt in seine „Karte“, guckt auf den Betrag, legt entsprechend mehr Geld rein.

Die Kellnerin holt die Klappkarte nach einer Weile ab und bringt sie dann wieder zurück. Ebenfalls verdeckt, findest du darin das Wechselgeld. Es liegt nun an dir, ob du das Wechselgeld als Trinkgeld in der Klappkarte zurücklässt, ob du einen Teil davon rausnimmst oder ob du noch etwas dazulegst.

Draußen vor der Tür tobt das pralle Leben. Wir wissen nicht, was uns in Moskau noch alles erwartet. Bei einem Straßenmusiker, der einen alten Eagles-Titel spielt, bleiben wir stehen. Auch er weiß in seinem Song nicht, was ihn erwartet, und fragt sich zweifelnd „ … this could be heaven or this could be hell“ bis dann im Refrain erklingt: Welcome to the Hotel California – Such a lovely place.

Auch Moskau – d. h., das, was wir bisher gesehen haben – ist toll Platz. Russlands Hauptstadt hat sich für uns – bereits am ersten Tag – von einer derart positiven Seite gezeigt, dass wir es wagen – auch ohne dass uns die „Jungen“ begleiten müssen – die eineinhalb Kilometer zurück zu unserem Hotel alleine durchs nächtliche Moskau zu gehen und das, wo man im Vorfeld – vor allem im Internet – doch davor gewarnt wurde, dass „die Russen klauen wie die Raben“.


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