Russland 2017 – Alёna zeigt uns ihre Welt
Mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach St. Petersburg
Heute sind wir schon um halb sieben beim Frühstück. Noch kein Mensch ist da und wir haben die volle Auswahl. Das IBIS in Moskau hat uns sehr gefallen. Wir waren bereits etliche Male in IBIS-Hotels und wurden noch nie enttäuscht. Da kann man sich offenbar auch im Ausland darauf verlassen. Man weiß, was man bekommt.
Gegen dreiviertel acht kommen Alёna und Simon, um Punkt 8:00 Uhr ist das Taxi da. Zum letzten Mal fahren wir über die große Moskwa-Brücke, zum letzten Mal sehen wir die Basilius-Kathedrale, und zum letzten Mal sehen wir zwei von Stalins Zuckerbäckerbauten, das Hilton Moscow Leningradskaya und links dahinter das Haus am Roten Tor.
Die Taxi-Fahrt verlief schneller als gedacht. Für die rund acht Kilometer durch die Innenstadt hat unser Chauffeur 500 und ein paar zerquetschte Rubel verlangt, knapp neun Euro. Zum Vergleich, ein halber Liter Bier im Hotel kostet 390 Rubel, also 6,60 Euro.
Es ist halb neun. Unser Zug 758 Ежд (Ежд heißt, dass er täglich fährt) geht erst in einer Stunde und der Zugang zum Bahnsteig bleibt bis eine halbe Stunde vor Abfahrt geschlossen.
Aber besser warten, als nachher den Anschluss verlieren. Zum Warten gibt es im Leningrader Bahnhof, so heißt der Bahnhof in Moskau, in dem die Züge nach St. Petersburg abfahren, riesige Wartesäle. Eine immer wiederkehrende Durchsage betont, wie wahnsinnig umweltfreundlich der Сапсан (Sapsan, was so viel bedeutet wie Wanderfalke) ist, mit dem wir nachher fahren werden. Weiter wird immer wieder darauf hingewiesen, dass man auf das Leben der anderen Fahrgäste und speziell auf das der Kinder achten sollte.
Um 9:00 Uhr können wir zum Bahnsteig. Unser Gepäck wird geröntgt wie am Flughafen und kurz vor dem Zug gibt’s dann – am Bahnsteig – auch noch ´ne Passkontrolle.
Wir fahren mit dem russischen Hochgeschwindigkeitszug. Der Zug basiert auf dem deutschen ICE 3, ist etwas breiter als der und wird von Siemens gebaut. Der Zug ist voll bis zum letzten Platz. Ohne Reservierung geht da gar nichts. Wir haben im Wagen drei einen Viererplatz mit Tischchen.
Bis St. Petersburg sind es rund 680 Kilometer, das ist so viel wie von Mering nach Paris. In weniger als vier Stunden (genau in drei Stunden 46 Minuten) sollen wir dort sein. Mit zwei Zwischenhalten, einem in Бологое (Bologoe) und einem in Окуловка (Okulowka).
Obwohl wir ständig zwischen 200 und 250 km/h fahren sollen (so die Anzeige), merkt man von dieser Geschwindigkeit nichts.
Immer wieder wird an den Tischchen irgendetwas serviert. Wie die Bestellung aufgegeben wird, habe ich nicht herausbekommen. Aber in einer Speisekarte, die rumliegt, lese ich, dass man im russischen Hochgeschwindigkeitszug bei den Горячие блюда (den warmen Gerichten) auch Nürnberger Würstchen mit Kartoffeln „Palason“ bestellen kann. Was „Palason“ allerdings bedeutet, weiß ich nicht.
Nürnberger Würstchen passen für mich genauso in einen russischen Zug wie das als новинка (Neuheit) angebotene Sprite mit вкус огурец (Gurkengeschmack).
Während wir uns langsam St. Petersburg nähern (noch 24 Minuten) und draußen die russische Taiga vorbeirauscht, schaffen es Susanne und ich endlich, das im Flug nach Moskau noch unlösbar erscheinende Sudoku aus der Augsburger Sonntagszeitung zu lösen. Offenbar macht Reisen mit der Bahn die Gehirnzellen aktiv.
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