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Die Plitvicer Seen, Teil 1



Wetterprognose für heute


Um fünf Uhr morgens wachen wir auf. Obwohl das Thermometer auf meinem Nachttischwecker 23°C anzeigt, kommt es uns hier drin richtig kühl vor.

Frühstück gibt es um diese Zeit natürlich noch nicht, aber WLAN und wetter.com.

„In Plitvica Seen ziehen vormittags und auch am Nachmittag Wolkenfelder durch bei Temperaturen von 13 bis 23°C. Am Abend ist es in Plitvica Seen wolkenlos und die Temperaturen liegen zwischen 15 und 20°C. In der Nacht ist es wolkenlos und das Thermometer fällt auf 11°C. Böen können Geschwindigkeiten zwischen 8 und 34 km/h erreichen.“

Besser geht’s doch gar nicht! Dabei hat am Samstag, also am Tag bevor wir zu unserem Road-Trip gestartet sind, dasselbe wetter.com für Plitvica Seen Regen mit bis zu 40 l/m² prognostiziert.

Morgenspaziergang ums Hotel


Zwar ist die Sonne schon vor über einer Stunde aufgegangen, aber noch ist es angenehm kühl. Wir beschließen, einen kurzen Spaziergang am Wasser entlang zu machen. Wir genießen die klare Luft, die Ruhe und die erfrischende Atmosphäre. Die Stille ist fast greifbar, sie wird nur durch das sanfte Plätschern des Flüsschens und dem gelegentlichen Ruf eines Vogels durchbrochen.

Vorm Hotel steht ein aus einem Baumstamm geschnitzter und aus meiner Sicht ein der Wirklichkeit hervorragend nachempfundener Bär. Das scheint auch Susanne so zu empfinden, die sich mit dem Smeđi medvjed (Braunbär) zu einem Selfie hinreißen lässt. Das neue Plakat für Mascha und der Bär?

Echte Braunbären soll es in Kroatien tatsächlich auch geben, dann aber vorwiegend im Norden Kroatiens, Richtung Slowenien, in der Berglandschaft Gorski Kotar.

Frühstück


Inzwischen ist es 7:00 Uhr geworden und Zeit fürs Frühstück. Kaffee, Orangensaft, Wurst, Käse, Brot, alles frisch und appetitlich und ganz was anderes als gestern und vorgestern. Da fängt der Tag so richtig gut an.

Nach einem super leckeren Frühstück sind wir bereit für unsere Tour zu den Plitvicer Seen und anschließend zu den Drehorten der Winnetou-Filme am Tulove Grede.

Vom Hotel Gacka zu den Plitvicer Seen


Als wir gegen halb acht losfahren, hat es kühle 15°C. Wir fahren den gleichen Weg wieder zurück, den wir gestern gekommen sind, also durch Čovići und Zalužnica, über den namenlosen Pass und dann links die D1 hoch.

Unterwegs ist niemand zu sehen, kein Mensch, kein Auto, keine Katze und kein Hund. Nur ein paar weidende Kühe scheinen sich über das rote, dahinschnurrende Etwas auf der Straße zu wundern.

Plitvicer Seen

Gegen 9:00 kommen wir an den Plitvicer Seen an. Wir zahlen – auch als Rentner, für die es leider keine Ermäßigung gibt – 79,60 € Eintritt. Wenn man das nicht will oder kann, muss man eben zu Hause bleiben. Ein Weiteres ist anzumerken: Dass man die Karten im Vorfeld übers Internet kaufen sollte – wo man doch gar nicht weiß, wann, wo und wie man überhaupt ankommt –, ist aus unserer Sicht nicht erforderlich.

Der Rundweg um die Unteren Seen


Da wir – auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen – beide nicht mehr die Jüngsten sind, habe ich eine für uns angemessene, kürzere Plitvicer-Seen-Tour im Bereich der Unteren Seen geplant.

Schon von Weitem hört man das donnernde Rauschen des Wassers, das unsere Vorfreude auf die bevorstehende Wanderung steigert.

Kaum hinterm Haupteingang hat man – das Bild rechts unten zeigt es – bereits einen Wahnsinnsausblick auf den Veliki Slap (Großer Wasserfall) Mitte rechts, den Kaluđerovac jezero (505 m.ü.M, 2,1 ha, 13 m tief – das ist unten der Blaue in der Mitte), den Gavanovav (519 m.ü.M, 1 ha, 10 m tief – links) und die 14 m hohe Große Kaskade dazwischen.

Dann folgen wir dem mit A, B, C und K gekennzeichneten serpentinenartigen Fußweg (die Buchstaben kennzeichnen verschiedene empfohlene Routen) runter Richtung P3. Rechts sieht man den Veliki Slap und unten vor der steilen Felswand (wenn ich mich nich irre, hihi) den Kaluđerovac jezero, den Silbersee.

Man kann gar nicht anders, man muss alle zwei Meter stehenbleiben und fotografieren. Links von der Felswand sieht man jetzt den Gavanovac und darunter die zwei Stufen der „Velike Kaskade“ (der Großen Kaskade) runter hin zum Kaluđerovac jezero.

Novakovića brod jezero

Nach etwa 20 Minuten Fußweg sind wir dann auch unten auf dem Bohlenweg zwischen dem 0,5 ha großen Novakovića brod jezero (503 m.ü.M., 0,5 ha, 5 m tief) und dem nur 2 m höher liegenden Kaluđerovac jezero (505 m.ü.M., 2,1 ha, 13 m tief).

Kaluđerovac jezero

Seinen Namen hat der Kaluđerovac jezero angeblich aufgrund zweier direkt am See liegenden Höhlen, der unteren und oberen Kaluđerova pećina.

Was jetzt kommt, muss einfach sein: Wir warten, bis wir den Steg für uns alleine haben, und machen dann das für uns so wichtige Silbersee-Foto mit Szenenplakat und Schatzhöhle im Hintergrund. Immerhin waren der See Kaluđerovac jezero und die Höhle Špilja Šupljara 1962 ganz wichtige Drehorte für den ersten Winnetou-Film mit Pierre Brice, „Der Schatz im Silbersee“.

Den Weg rüber zum Veliki Slap schenken wir uns, denn besser als gestern von unserem „geheimen Ausguck“ aus kann man den 78 m hohen Großen Wasserfall von hier unten aus auch nicht sehen. Obwohl, eigentlich hätten wir doch hin müssen, denn in Winnetou II reitet der Häuptling der Apachen auf seinem Rappen Iltschi dort vorbei.

Dann geht’s am Westufer des Kaluderovacs weiter, hoch auf überfluteten Holzbohlen bis zum Abzweig unterhalb der Velike Kaskade (der Großen Kaskade). Das Plätschern ist hier inzwischen zu einem Rauschen angeschwollen. Die Bohlen unter unseren Füßen vibrieren. Hier zwischen Novakovića brod jezero und Kaluđerovac jezero kann man das wilde, unbändige Element Wasser förmlich spüren. Die Wassermassen strömen mit einer unaufhaltsamen Kraft unmittelbar neben uns vorbei und schaffen eine Szenerie voller Energie und Dynamik. Gibt es etwas Wahnsinnigeres, als entlang solch wilder Stromschnellen und tosenden Wasserfälle zu wandern?

Unterhalb der „Velike Kaskade“ (der Großen Kaskade) können wir ohne zu fotografieren natürlich nicht vorbei. Die herabstürzenden Wassermassen haben dermaßen Power, dass man einfach nur noch ehrfürchtig dastehen und den Moment aufsaugen kann.

Dass die Fälle derzeit so viel Wasser führen, liegt sicher an den Regenfällen der letzten Wochen. Damals war hier alles überschwemmt. Wir hatten ja befürchtet, dass wir die Plitvicer Seen deshalb überhaupt nicht besuchen könnten.

Aufgrund der nassen Bohlenwege, die häufig ohne Geländer sind, ist für Susanne das Gehen beschwerlich geworden, zumal ihr bei dem schwankenden Untergrund, wenn die Kaskaden nur so vorbeirauschen, oft auch schwindelig wird. Ich versuche ihr Halt zu geben, indem wir – wie einst im Mai – Hand in Hand gehen.

Am Ende der Querverbindung stehen wir direkt unter der Šupljara Höhle, zu der aber – aus welchen Gründen auch immer – der Zugang gesperrt ist.

Gavanovac jezero

Von unterhalb der Šupljara Höhle aus geht‘s dann an der Westseite der Velike-Kaskade entlang die Treppen hoch zum Gavanovac jezero (519 m.ü.M., 1,0 ha, 10 m tief). Typisch für diesen See sind die zum Greifen nahen Kaskaden neben den Treppenstufen.

Jeder Schritt diese Treppenstufen hoch macht uns demütiger. Der Geruch von feuchter Erde und frischer Luft erfüllt unsere Sinne und lässt uns die ungebändigte Natur intensiv spüren. Inmitten dieser atemberaubenden Kulisse sind unsere – wenn man drüber nachdenkt, eigentlich lächerlichen –  Sorgen und Alltagsprobleme einfach weg.

Am Westufer des Gavanovac jezero gehen wir weiter hoch bis zum nur 4 m hohen „Überlauf“ des letzten der Unteren Seen, des Milanovac jezero (523 m.ü.M., 3,2 ha, 19 m tief), dem Milke Trnine Slap.

Direkt neben dem Weg läuft das Wasser nur so herunter, dass man sich fragt, welcher Wasserfall das jetzt nun wieder ist. Aber dazu muss eines gesagt werden: Die Plitvicer Seen – und insbesondere der Milanovac jezero – sind nicht topfeben, sondern voll von Felsen, über die – je nach Wasserstand – die Stromschnellen mal darüber, mal drumrum fließen. Insofern ist es extrem schwierig zu sagen, ob es sich bei den Kaskaden und Katarakten um namentlich bekannte Wasserfälle handelt oder einfach nur um momentan einfach vorhandene Wildwasser.

Folgerichtig zeigen die beiden Bilder unten auch nicht – wie ich erst vermutete – den Milanovački Slap, sondern einfach nur fallende Wasser. Dennoch, die Kraft der Wasserfälle, die sich mit donnerndem Getöse in die Tiefe stürzen, hat etwas Magisches. Das Rauschen des Wassers hat sich in unseren Ohren festgesetzt und lässt sich wohl auch mit Kopfschütteln oder Wattestäbchen nicht wieder entfernen.

Milanovac jezero

Im Anschluss an obige Aufnahmen gehen wir auf einem leicht begehbaren ebenen und bohlenfreien Waldweg, an mehreren Sitzbänken vorbei, an denen man eine Rast einlegen könnte, weiter südwärts.

Dann kommen wir hier an ein Hinweisschild „Milanovacki Slap“. Ich bin überzeugt, dass damit nicht die Wasser direkt am Weg, sondern der Wasserfall dort ganz hinten, hinter dem Milanovac jezero, gemeint ist. Die Fallhöhe von 16 m könnte hinhauen und die Tatsache, dass der Wasserfall ganz am Ende des Milanovac jezero liegt, auch.

Für meine These spricht auch, dass wir, als ich diese Aufnahme gemacht habe, direkt vor der Gustav-Janeček-Gedenktafel stehen.

Dr. PhDr. Gustav Janeček war ein tschechisch-kroatischer Chemiker, Philosoph und Arzt, der in der Zeit des Übergangs vom 19. zum 20. Jahrhundert maßgeblich daran beteiligt war, dass die Plitvicer Seen heute so aussehen, wie sie aussehen. Unter anderem auch dank seiner Bemühungen wurde das Gebiet um die Seen 1949 erstmals zum Nationalpark und 1979 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Ein paar Meter nach der Gedenktafel fotografiere ich Susanne vor einer Fels-Steilwand. Damit will ich eigentlich nur zeigen, wie verhältnismäßig leer die Wege auch an diesem Touristen-Hot-Spot sein können, wenn man die Plitvicer Seen nicht unbedingt in der Hochsaison besucht.


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