Irland, 13. August 2012
Von der Carbery Cottage bis zur N 71
Ich hab geschlafen wie ein Stein, dennoch war die Nacht brutal schnell vorbei. Um 4:53 Uhr bin ich aufgewacht, gerade noch rechtzeitig, um dem Handy-Wecker, der auf 5:00 Uhr eingestellt war, zuvor zu kommen. Draußen ist´s Kuhnacht. Der Sturm hat etwas nachgelassen. Die gestern Abend aufgehängten Klamotten sind allesamt noch klitschenass. Das macht aber nichts, wir haben genügend Ersatzklamotten dabei.
Heute steht unsere längste Fahrt bevor. Wir wollen nach Dingle, wo in Hafennähe der solitär lebende Delfin Fungi anzutreffen sein soll. Zuvor wollen wir mit Blasket Islands Eco Marine Tours rausfahren, wo es, wie in unzähligen Bewertungen zu lesen ist, Gemeine Delfine, Tümmler, Kegelrobben, Papageientaucher, Sturmtaucher, Minkewale und sogar Orcas geben soll. Da bin ich mächtig neugierig drauf.
Bis dorthin sind´s zwar nur 160 km, in Irland musst du dafür aber mindestens 3, wenn du unterwegs noch anhalten und das eine oder andere fotografieren willst, 4 bis 5 h einrechnen. Um 13:00 Uhr wird in Ventry die Blaskett Princess abfahren und da müssen wir unbedingt dort sein. Gebucht und bezahlt haben wir bereits von zu Hause aus. Um halb sechs fahren wir los. Dass es um diese Zeit noch kein Frühstück gibt, versteht sich von selbst. Dafür hat uns Julia 2 üppigst gepackte Lunch-Pakete gemacht mit Scottish Eggs, Chips, Salat, Joghurt, Apfelsaft und, und, und… ja sogar einer frischen Erdbeere oben drauf.
Der Tag begrüßt uns, wie sollte es anders ein, mit Nieselregen. Enge Straßen, großes Auto, Nieselregen und schlechte Sicht sind nicht gerade Freunde eines deutschen Leihwagenfahrers – aber ich gebe mein Bestes. Zum Glück ist noch niemand unterwegs. Denkste! Eben wurde ich von einem mit dermaßen Schmackes überholt, dass ich völlig verschreckt den Wagen nur noch nach links ziehen konnte, wohlgemerkt aber nicht bis zu den Hecken, die hier bis zum Straßenrand stehen. Jetzt kommt auch noch Gegenverkehr! Das geht ja hier zu wie bei uns auf der Autobahn. Jetzt waren´s schon 3 Autos innerhalb von 10 Minuten!
Auf der N 71 nach Norden
Nach etwa eine Viertelstunde erreichen wir die N 71. Auf der breiten Straße Richtung Norden fährt sich´s deutlich angenehmer, obwohl der Nieselregen nicht nachgelassen hat und es immer noch stockdunkel ist.
In Glengariff, es ist 10 nach sechs, wird es langsam hell und wir haben einen tollen Blick auf den Glengarrif Harbour, einen Seitenarm der Bantry Bay.
Caha Pass
Hinterm Caha-Pass, der unserer Meinung nach unmittelbar an der Grenze zwischen Cork und Kerry liegt, den wir aber in keiner Straßenkarte finden können, wird die Landschaft grandios! Genau so stelle ich mir Irland vor: Unendlich grüne Weiden bis zum Horizont, dahinter ein paar nebelverhangene Hügel, ein verwunschenes Land. Da müssten jetzt nur noch ein paar Leprechauns auftreten, Kobolde, die am Ende des Regenbogens das verborgene Gold bewachen, dann wäre alles perfekt. Aber wahrscheinlich schlafen die um diese frühe Stunde alle noch.
Molly Gallivan´s Cottage and Traditional Farm
Leprechanuns sehen wir zwar nicht, dafür fällt uns in Bunane ein Druide auf, wenn auch nur aus Holz. Er steht auf dem Parkplatz, von Molly Gallivans Cottage and Traditional Farm, einer Art Freilichtmuseum, welches das einfache Leben in Irland in der Zeit des frühen 19. Jahrhunderts zeigt. Die Kiefernholz-Skulptur soll einen jener Siedler darstellen, die vor mehr als 6000 Jahren in diese Gegend kamen. Sein Blick richtet sich auf den Knockboy der Shehy Mountains, wo angeblich Hügelgräber die letzten Ruhestätten ihrer alten Häuptlinge bilden.
Ladies View
20 Minuten später überqueren wir in Kenmare eine markante Brücke über den Kenmare Rive, der strenggenommen ja gar kein River ist, sondern der Meeresarm zwischen der Iveragh- und der Beara-Halbinsel. Hier müssen wir am Mittwoch dann zu unserer Ring-of-Beara-Tour abbiegen. Heute aber geht´s erst mal geradeaus weiter über den östlichen Teil des Ring of Kerry, am Lough Leane vorbei, über Killarney und Castlemaine nach Dingle.
Am Ladies View, einem der touristischen Highlights in Südwest-Irland, ist um diese frühe Morgenstunde auch noch keine Menschenseele.
Torc Wasserfall
Wir sind wirklich früh dran und gut im Zeitplan, sodass wir die Gelegenheit nutzen können, uns in der Nähe des Muckrose Lakes, mitten im Wald, den Torc Wasserfall anzusehen. Da es heute Nacht mächtig geregnet hat, wird sich das sicher in der Ausschüttung des Falls widerspiegeln. Den Torc-Wasserfall-Parkplatz auf der rechten Straßenseite kann man, wenn man von Westen her kommt, praktisch nicht übersehen. Nur zwei Camper stehen hier. Die haben hier wohl übernachtet, ansonsten ist alles leer. Wir sind mutterseelenallein.
Rehe
Kaum 2 km weiter, in Sichtweite des Muckross Park Hotels, muss ich erneut anhalten. Susanne hat rechts drüben ein Rudel Rehe gesehen, das dort friedlich äst. Mann, das ist klasse, was wir heute schon alles gesehen haben, dabei hat der Tag noch gar nicht richtig angefangen.
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