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Zwischen Naturerlebnis und Landküche



Entlang der Grenze zu Tschechien erstreckt sich ganz im Osten Bayerns ein großes Mittelgebirge, der Bayerische Wald. Ein bedeutender Teil davon ist als Nationalpark Bayerischer Wald ausgewiesen. Der Nationalpark wurde 1970 gegründet und war der erste Nationalpark überhaupt in Deutschland. Und weil es Susanne eben so sehr mit Natur und Tieren hat, wollen wir den zweiten Tage unseres Fährtles im Bayerischen Wald verbringen und dort speziell das Nationalparkzentrum Lusen und das Nationalparkzentrum Falkenstein besuchen. Das Waldgeschichtliche Museum St. Oswald, die dritte Besuchereinrichtung des Bayerischen Waldes sparen wir aus.

Anfahrt zum Nationalparkzentrum


Bis zum Nationalparkzentrum Lusen – das liegt kurz hinter Neuschönau – sind es 35 km und weil ich ein Sparfuchs bin, habe ich im Vorfeld bei ich-tanke.de natürlich geguckt, wo es an der Strecke preisgünstige Tankstellen gibt. Mit 1,709 €/l ist die Tankstelle Baierer in Grafenau unschlagbar günstig. Und das Schönste: Auf dem Weg zum Nationalparkzentrum fahren wir praktisch ohne Umwege direkt dran vorbei.

Zur Tankstelle müssen wir in Grafenau nämlich nur kurz runter von der B 533 in die Eisenthaler Straße und nach 400 m sind wir auch schon da. Aber was jetzt kommt, könnte „Verstehen Sie Spaß?“ nicht besser inszenieren. Gerade in dem Moment, wo ich an die Zapfsäule heranfahre, kommen von allen Seiten Bauarbeiter, um ausgerechnet um „meine Säule“ herum einen Stall voll Euro-3-Ultra-Schrankenzäune aufzustellen. Gleichzeitig fahren viel zu viele Autos jetzt so kreuz und quer, dass man weder vor noch zurück kommt. Nach einigen Rangiermanövern innerhalb der chaotischen Szene schaffe ich es dann aber endlich, an die andere Zapfsäule zu gelangen. Ich steig aus, öffne den Tankdeckel, geh zur Säule und sehe – an der gibt’s gar kein E 10.

Also ungetankt wieder aus dem Chaos heraus und dann nach links auf die Eisenthaler Straße, bloß weg von hier.

Susanne lacht sich schäbs, weil mir Ähnliches vor einem Jahr in Slowenien auch passiert ist. Da habe ich zu Hause –  weil der Sprit an slowenischen Autobahntankstellen sauteuer ist – etwas abseits der Autobahn eine günstige Tankstelle ausgesucht. Vor Ort bin ich dann hingefahren, aber da gab es die Tankstelle überhaupt nicht mehr. Schon damals hat Susanne gelacht, und jetzt tut sie’s wieder. Dabei habe ich damals wie heute beim Planen alles gegeben.

Auf der Hauptstraße durch Grafenau hindurch geht’s über Rosenau dann weiter Richtung Schönanger. Und Du glaubst es nicht! In einem Weiler kurz vor Schönanger die Freie Tankstelle Lentner. Hier kostet der E 10-Sprit ebenfalls 1,709 €/l. Und hier steht kein einziges Auto.

Im Nationalparkzentrum Lusen


Um kurz vor 10:00 Uhr kommen wir auf dem riesigen Parkplatz des Nationalparkzentrums Lusen an. Wir stellen unseren Panda nahe der Nationalparkwacht ab und gehen dann rüber zum Eingang.

Ab hier gibt es einen rund 7 km langen Rundweg, auf dem man angeblich bis zu 45 Tierarten sehen kann. Als Gehzeit (einschließlich Beobachtungszeit) werden von der Parkverwaltung etwa 4 Stunden veranschlagt. Das geht für uns leider nicht, weil es – wegen des späten Frühstücks – jetzt schon 10:00 Uhr ist und wir heute Nachmittag auch noch zum Haus der Wildnis bei Ludwigsthal und zum Glasdorf bei Ambruck wollen.

Es ist brütend heiß. Vorhin im Panda hat das Thermometer 28°C Außentemperatur angezeigt. Doch der Weg ist angenehm flach und auf Holzbohlen sehr leicht zu begehen. Bereits nach drei Minuten haben wir unsere erste Begegnung mit einem Wildtier – einer Heuschrecke.

Je weiter wir in den Wald hineinkommen, desto kühler wird es. Die hohen Baumkronen spenden Schatten und lassen nur vereinzelt Sonnenstrahlen durch. Die Erde ist feucht und der Duft harziger Kiefern liegt in der Luft. Wir sind mutterseelenallein auf dem Holzpfad, der sich durch das dichte Grün schlängelt. Dabei finde ich das Wortspiel, dass wir jetzt auf dem Holzpfad sind, irgendwie lustig.

Eintrag ins Baum-Tagebuch


Wir genießen die Stille, die nur durch unsere eigenen Schritte und mein ununterbrochenes Gebrabbel gestört wird. Überall im Wald gibt es holzgeschnitzte Informationstafeln, wie auch hier bei dieser Tanne, wo u. a. steht, dass jeder Baum ein Tagebuch über sein Leben führe.

Um sicherzustellen, dass auch sie einen spektakulären Eintrag beispielsweise in der Art „Heute wurde ich von Susanne, der Baumflüsterin, vermessen.“ hinterlässt, breitet Susanne die Arme aus und lässt sich von Rüdiger, ihrem Haus- und Hof-Fotografen, in dem Fall aber eher Baum- und Wald-Fotografen, mit ausgebreiteten Armen vor der Tanne ablichten.

Da Rüdiger auch im Tagebuch des Baumes erwähnt werden will, bringt er sogleich seine poetische Ader zum Schwingen und beginnt zu reimen:

Jeder Baum führt Tagebuch,
kann gar nicht sein,
ist doch Betruch.
Wenn doch, steht bald im Jahresring,
dass ich hier heut gewesen bin.
Dazu hat Rüdi Bilder g’macht,
so haben wir die Zeit verbracht.

Wenn dann in ferner Zukunft irgendwann mal das Baum-Tagebuch geöffnet wird und die Jahresringe sichtbar werden, sind wir schon lange nicht mehr da (im Wald, nicht, was ihr denkt 😜) und dann erzählen Jahresringe, dass im Sommer 2024 genau hier zwei Menschen waren, die Bilder, Verse und Blödsinn gemacht haben.

Jetzt aber wieder ernst


Im gesamten Nationalpark findet – außer dass sich manche Spinner hier auf ihre Art in einem „Baum-Tagebuch“ verewigen – praktisch keinerlei menschlicher Eingriff statt. Das Motto lautet „Natur Natur sein lassen“ und so sieht man hier auf Totholz Moose und Baumpilze, wie ich sie sonst noch nirgendwo gesehen habe.

Verlaufen kann man sich hier nicht. Der Weg ist gut ausgeschildert. Eine Viertelstunde nachdem wir unsere Wanderung begonnen haben, sehen wir ein Birkhuhn.

Wir sind jetzt ziemlich genau eine halbe Stunde unterwegs. Bis hierher – wir sind jetzt in Höhe des Schleifbachs am Biberteich – war der Weg recht einfach zu gehen.

Aber dann geht‘s steil bergauf. Untrainiert und mit ein paar Kilo zu viel auf den Rippen – mal im Ernst, an den Rippen hab ich gar nicht so viel – ist das gar nicht so einfach. Erschwerend kommt hinzu, dass sich der Riemen meiner mit Objektiv immerhin auch 2,2 kg schweren Kamera tief in meinen Nacken schneidet und meinen Kopf unbequem nach vorne zieht. Susanne hat mir deshalb schon meinen – leeren – Foto-Trolley abgenommen.

Mein Gesicht und mein Oberkörper sind verschwitzt und ich keuche wie eine Dampflok. Immer wieder muss ich anhalten, um das Gewicht der Kamera anders zu verlagern und mir etwas Erleichterung zu verschaffen. Der steile Anstieg verlangt mir schon einiges ab.

Aber die Anstrengung hat sich gelohnt. Ein Baummarder huscht geschmeidig durch das Unterholz und bleibt für einen kurzen Augenblick stehen, bevor er wieder genüsslich irgendeinen Vogel verspeist.

Hat mir der Weg bis zum Marder noch nicht alles abverlangt, wird’s an der Abkürzung, die rechts vom Elchgehege hoch zu den Wölfen führt, jetzt richtig brutal. 10% Steigung oder mehr.

Ich schwitze wie verrückt. Dazu kommt, dass sich die Blase jetzt auch noch meldet – warum eigentlich, hab doch alles ausgeschwitzt? Zum Glück gibt es aber rechts unterhalb des Elchgeheges eine – und das muss man lobend erwähnen – picobello saubere, behindertengerechte Toilette.

Anschließend kämpfen wir uns den steilen Weg hoch, doch von Elchen ist nichts zu sehen. Erst als wir fast oben sind, sehe ich ganz weit hinten am hinteren Ende des Geheges ein Jungtier. Jetzt sind wir schon so weit gegangen, da nehmen wir die Wölfe dann auch noch mit, aber bis dorthin sind’s nochmal 750 m Weg und 78 Höhenmeter. Obwohl wir uns sehr angestrengt haben, werden unsere Mühen von den Wölfen nicht belohnt, wohl aber vom Weg. Auf den 1½ km bis zum Parkplatz geht es nur noch runter und das mit im Mittel mit 3% Gefälle sehr moderat.

Auf halber Strecke bis zum Parkplatz kommen wir dann noch an einem Luchsgehege vorbei, dessen Bewohner uns aber nur die Rückseite zeigt.

Alles in allem hat die fast zweistündige Wanderung im nahezu menschenleeren Nationalparkzentrum Lusen Riesenspaß gemacht.

Landgasthaus Ludwigsthal


Nächste Station unserer Bayerischer-Wald-Reise soll das Haus zur Wildnis im Nationalparkzentrum Falkenstein sein.

Obwohl es bis zum Haus zur Wildnis im Nationalparkzentrum nur 38 km sein sollen, ist die Fahrt dorthin alles andere als angenehm. Die Sonne steht hoch am Himmel und die Straße in der sich kaum ändernden Landschaft wirkt langweilig und monoton. Die Kilometer ziehen sich wie Kaugummi. Langsam werden auch die Sitze unbequem und der Radiosender fällt inzwischen so oft raus, dass wir das Gerät schließlich ganz abschalten. Jeder Kilometer Fahrt wird zur Ewigkeit und das Ziel rückt gefühlt keinen Deut näher.

Schließlich, nach fast einer Stunde Fahrt – wir fahren gerade direkt auf das Schloss Ludwigsthal zu – entdeckt Susanne kurz hinter dem Ortsschild „Ludwigsthal, Gemeinde Lindberg“ auf der rechten Seite Sonnenschirme und Markisen, die zum Landgasthaus Ludwigsthal gehören. Als wir näher kommen, entdecken wir, dass etliche Biergartenbesucher beim Essen sind. Das passt!

Wir parken das Auto schräg gegenüber, klappen einen Sonnenschirm auf und setzen uns hin. Rasch bringt uns die Bedienung die bestellten Johannisbeer-Schorle. Wie das zischt. „Darf’s auch was zu Essen sein?“

Susanne bestellt sich vegetarische Kartoffeltaschen mit Gemüse und Sauce Hollandaise, ich bestell mir Schweinebraten mit Klößen. Interessant ist, dass das vegetarische Gericht in dem Landgasthaus als „Diverses“ abgerechnet wird. Mein Essen ist zum Sattwerden okay, gestern im Fürstensteiner Hof habe ich aber um Klassen besser und deutlich preisgünstiger gegessen.


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