Löwenzahn und Zebrastreifen
ASC-Bushtour
Heute ist die ASC-Bushtour angesagt. Der Prospekt sagt, dass man neben der exotischen Flora und Fauna, die Menschen kennenlernen würde, die im und vom Busch leben. So könnten wir sie und deren Bräuche dann auch besser verstehen. Weiterhin würden wir die Baustile der verschiedenen Stämme miteinander vergleichen können und sehen, wie Bauern ihre Lebens-mittel anbauen. Da ich so etwas Ähnliches mal in Thailand gemacht habe und mir die Führung da-mals sehr gut gefiel, dachte ich am Montag noch, 20 Euro seien gut investiertes Geld. Am Montag hatte ich aber noch nicht die ASC-Mombasa-Tour gemacht und die Schlangenshow hatte ich auch noch nicht besucht. Beides war ja, wie bereits geschrieben, ein totaler Reinfall und rausgeschmissenes Geld. Hätte ich heute wieder die Wahl, würde ich die Bush-Tour nicht beim ASC, sondern möglicherweise beim Wildebeest Office draußen in der „Touristenmeile“ buchen. Wildebeest Office bietet auch eine Bush-Tour an. Dabei wird zunächst in Shanzu die Schule besucht. In einem zweiten Dorf werden medizinische Pflanzen erklärt und Kokoswein verkostet und in einem dritten eine Sisalplantage erklärt. Zum Schluss geht’s nach Mtwapa, wo Einheimische Tänze vorführen.
So etwas ähnliches habe ich bei der Buchung am Montag auch erwartet, nur da wusste ich noch nicht, dass der ASC andere Vorstellungen eine Bushtour hat.
Die ASC-Bushtour führt ein paar Kilometer vom Hotel weg, das ist dann aber auch schon alles. Die Flora ist so wie die in der Nähe des Hotels, Fauna, also Tiere, sind nirgendwo zu erkennen. Die Bushtour ist wie eine Busfahrt in Deutschland ein bisschen abseits der Hauptstraße von „Kleinkleckersdorf“ nach „Hintertupfingen“. Weder ist die Landschaft hier besonders reiz-voll noch sind es die Häuser und Hütten, die am Bus „vorbeifliegen“. Immer wieder sieht man am Wegrand Frauen, die Wasserkanister oder Holzbündel auf den Köpfen tragen. Dass die Touristen das auch deutlich mitbekommen und fotografieren können, wird langsam gefahren. Die Frauen gucken grimmig und Kinder kommen an den Bus um zu betteln.
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„One Shilling, bwana, one Shilling“ und die „Gutmenschen“ im Bus versorgen die Knirpse dann mit Bonbons und Kugelschreibern. Nur worauf sollen die Kinder mit den Kugelschreibern schreiben und ob Bonbons als Nahrungsergänzung so die richtige Wahl sind? Nebenbei be-merkt, ich habe gar nichts zum Verschenken dabei, weil ich mit einer derartigen „Verteilungsaktion“ überhaupt nicht gerechnet habe. Dann wird wieder beschleunigt und die Kinder rennen in ei-ner Staubwolke den Bussen hinterher. Eine unwürdige Situation. Im Bus die „Herren“ und draußen die „Wilden“.
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Einmal halten wir auf freier Strecke bei einem alleinstehenden Haus, in dem Frauen angeblich irgendein Selbsthilfeprojekt betreiben. Wenn ich’s recht verstehe, geht es da-rum, dass Sie Wasser nicht mehr mit Eimern von weit her holen wollen (die Frauen hat man ja unterwegs vom Bus aus gesehen), sondern dass sie einen Brunnen bauen wollen. Dazu brauchen sie das Geld der Touristen und dazu steht hier im Haus ein Spendenkörbchen bereit. Wa-rum die Spendensammlung quasi auf dem freien Feld stattfindet, warum über das Projekt nicht im Hotel berichtet wurde, warum es auch hier keine Informationsflyer gibt, wie, was, wann und wo geschehen soll, werde ich nie erfahren.
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Langsam kommt mir der Verdacht, dass die Bushtour ausschließlich dem Zweck dient, den Touristen klar zu machen, wie gut sie’s doch im ASC-Hotel haben. Hat der ASC seine Gäste erst mal so weit, dass sie sagen: „Schau mal, wie schlecht es den Afrikanern geht, da ist unser Leben im Hotel doch der reinste Luxus“, klagt auch keiner mehr über das Angebot des ASC und beschwert sich auch keiner mehr über den miesen Service. „Schließlich muss man sich immer vor Augen halten, dass wir hier nicht in Europa sind.“ Darum geht’s aber nicht. Einige Dinge stoßen mir hier gewaltig auf: Erstens ist der ASC ein europäischer Veranstalter mit europäischen Preisen, da erwarte ich dann auch europäischen Service. Zweitens stört es mich, dass der ASC bei seinen Infoveranstaltungen von Kontakten mit Einheimischen abrät (sie können alles, was sie brauchen im Hotel bekommen), sie dann aber in einer Weise vorführt, indem man „Reiche“ durch ärmere Gebiete karrt, wo diese dann nach Gutsherrenart an Kinder Bonbons und Kugelschreiber verteilen können, gerade so, wie man in Deutschland Brotkrumen an Tauben und Enten verteilt.
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