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Löwenzahn und Zebrastreifen


Zur Untätigkeit verdammt


Der heutige Tag bringt für mich nichts neues. Ich sitz im „Dolphin“ und bin hier einfach nur fehl am Platze. Ich möchte den ASC und das Hotel aber nicht generell verdammen. Was für mich der Horror ist, kann für andere natürlich das Paradies sein. Das sind in meinen Augen dann aber Leute, denen es nur darum geht, zu sagen: „Ich fahr jedes Jahr zweimal nach Afrika, da ist es schön warm und man bekommt alles all-inklusive.“ Aber so einen Urlaub brauche ich nicht, so einen Urlaub möchte ich nicht und so einen Urlaub werde ich auch nie wieder machen. Die wenigen Tage ASC-Erfahrung reichen mir für mein ganzes Leben.

Bevor ich jetzt völlig dem Trübsinn verfalle, freue ich mich lieber an den vergangenen zwei Tagen an der Südküste. Das war echt das, was ich erhofft hatte, in Afrika zu erleben. Wenn ich ehrlich bin, war’s noch viel mehr. Das war einfach super und das muss ich auch gleich meiner Frau und meinen Kumpels zuhause erzählen. Deshalb gehe ich raus aus dem Ghetto und rüber zur Straße, wo ich bei Rita ein paar Mails verschicken will. Doch Rita hat leider zu. Schade.

So bummle ich eben die Straße hinunter, durchforste die beiden Einkaufsläden, trinke hier mal einen Kaffee und dort mal ein Bier (das ist hier draußen mit 95 Shillingen für ein Tusker wesentlich preiswerter als im Hotel). Auf einen direkten Kontakt (Moses und Francis haben mich so gelinkt) lass‘ ich’s nicht mehr ankommen. Immer wenn jemand aufdringlich wird und einen Dollar, ein Getränk oder auch mehr einfordern will, gehe ich einfach weiter. Am Südende der Straße find‘ ich dann noch mal ein Haus, wo man ebenfalls Mails verschicken kann. Betrieben wird der Shop von einer jungen Inderin namens Shamsiya. Hier kann ich Susanne und meinen Kumpels dann endlich von meinen Delfin-Begegnungen und auch von meinem Missgeschick mit dem kalten Bier berichten. Die fantastischen Tage gestern und vorgestern, wo ich so viel erlebt hab‘, geben mir Kraft, den Trübsinn hier oben zu ertragen und meine Zeit abzusitzen. Völlig unmotiviert lass‘ ich den Tag dahinplätschern.

Den Rückweg nehme ich, trotz der nervigen Beachboys, am Strand entlang. Hier kann man hoch gehen bis zum Malaika (ebenfalls einem ASC-Hotel), wo man Leopardenschildkröten ansehen und fotografieren kann. Damit vertreibe ich mir die Zeit, bis es allmählich dunkel wird. Die Dämmerung ist genau die richtige Zeit, die kleine Höhle unterhalb des Malaika zu besuchen. Dort gibt es eine Unmenge Fledermäuse. Jetzt ist deren Zeit. Lautlos fliegen sie umher. Und obwohl man keine direkt sieht, entwickelt man ein neues Bewusstsein für seine Umgebung, beginnt, auf die verschiedenen Geräusche zu hören und nimmt die Gerüche der Pflanzen wahr. Bei Dunkelheit ist alles viel intensiver: Das Zirpen der Grillen, das Rascheln im Gebüsch, das Rauschen der Palmblätter im Wind und das Rufen der Nachtvögel. So entgeht mir auch nicht die Musik, die vom „Dolphin“ herüberklingt.


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