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Löwenzahn und Zebrastreifen


Colobus Trust


Nach dem Schulbesuch mach’ ich mich auf, die Südküste weiter zu erkunden, auf eigene Faust. Ohne Prostituierte und Beachboys, die dich beim „Dolphin“ ständig belästigen, ist es hier im Süden einfach supertoll. Auch gibt’s hier öffentliche Verkehrsmittel, deren Benutzung auch für Ungeübte einfach und unkompliziert ist. Ich wink’ mir ein Matatu (einen kleinen Bus) heran, zahl ein paar Schillinge und fahr los. Wohin, ist egal. Irgendwas gibt’s immer zu sehen. Nach ein paar Kilometern Richtung Süden kommen am Straßenrand immer mehr Hinweisschilder mit Affen drauf und dem Schriftzug „Pole, Pole“. Auch hängen hier so komische Girlanden über die Straße. Da mich alles, was mit Tieren zu tun hat, sowieso interessiert, mach ich mich bemerkbar und bitte den Fahrer anzuhalten. Mitten in der „Prärie“. In Deutschland undenkbar! Ich steig aus

Da steh ich also auf der Straße und marschiere los. Das Matatu ist schnell am Horizont verschwunden. Ein paar Meter weiter überspannt einer der „Girlanden“ die Straße. Ich geh hin. Auf einem Schildchen steht „Born-Free-Bridge“. Das sagt mir nicht viel. Ich gehe also weiter und sehe immer mehr und mehr von diesen „Bridges“, bis ich dann an ein Hinweisschild „Colobus Trust“ komme. An diesem Schild zweigt ein Weg nach Osten ab, direkt in einen dichten Wald. Den geh’ ich rein. Nach ein, zwei Kilometern komme ich am „Colobus Trust“ an. Der „Colobus Trust“ entpuppt sich als einzelstehendes Haus, bei dem ein paar Stufen zum Eingang hinauf führen.

Ich geh’ hoch, öffne die Tür und stehe in einer Art Museum, wo auf Plakaten und Bildern über Affen informiert wird. Kein Mensch da. Auch auf mein Rufen hin wird nicht reagiert. Da ich nicht jede Zimmertür öffnen will, bleibe ich im Vorraum und lese die dort angebrachten Informationen.

Nach einer Weile erscheint eine junge Frau, die sich als Kathrin vorstellt. Ich sag ihr, dass ich aus Deutschland komme, und ich vorher die Pole-Pole-Schilder und die Girlanden gesehen habe. Das habe mein Interesse geweckt, und nun sei ich da. All zu oft haben sie offensichtlich keinen Besuch, zumindest nicht von Touristen. Deshalb freut sich Kathrin auch über meinen Besuch, meine Spende und mein Interesse. Sie ist gerne bereit, mich durch das Gelände zu führen und mir das Projekt zu erklären.

Das Ganze „Colobus-Projekt“ begann 1996, als hier, direkt im Wald, die A14, die wichtigste Nord-Süd-Straßen-Verbindung an der ostafrikanischen Küste ausgebaut wurde. Was offensichtlich niemand so richtig bedachte, war die Tatsache, dass dieser Wald die Heimat der sehr seltenen Colobus-Affen ist. Innerhalb von nur 4 Monaten wurden 21 der seltenen Affen Opfer des nun deutlich schnelleren Autoverkehrs. „21 Affen“ hört sich für den einen oder andern vielleicht gar nicht so schlimm an. Wenn man aber bedenkt, dass diese 21 Affen 10% des gesamten Bestandes aller Colobus-Affen der Region waren, dann ist die Sache schon bedrohlicher. „Wenn nichts geschehen wäre, wären die Affen heute ausgestorben!“, mein Kathrin. Aus diesem Grund gründeten 1996 einige Einwohner von Diani spontan den Wakuluzu: Friends of the Colubus Trust. Dieser Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, den Affen unmittelbar und vor allem unbürokratisch zu helfen.

Zunächst stellte man an strategischen Punkten der Straße Pole-Pole-Schilder auf, welche die Verkehrsteilnehmer zu langsamerer Fahr ermahnen sollten. Aber wie in Deutsch-land auch, Schilder werden gesehen oder auch nicht. Die Situation für die Affen hat sich kaum gebessert. Auch heute ist das nicht anders. Die Autos brettern hier durch, dass man, auch als Mensch, kaum eine Chance hat, heil über die A14 rüber zu kommen.

Wie muss es dann erst Affen ergehen, wenn sie, vor Liebe blind, einem „heißen“ Weibchen hinterher jagen? Da sind einige schon platt, und das im wahrsten Sinne des Wortes, be-vor es zur Vereinigung kommt. Angesichts dieses Umstands kamen die „Friends of the Colobus Trust auf eine geniale Idee: Sie bauten Brücken über die Straße, die von den Colobus-Affen begeistert angenommen wurden. Die Zahl der pro Monat überfahrenen Affen sank erheblich und ist heu-te fast bei Null.

Ich bin ob der pragmatischen Art des Tierschutzes total gerührt. Das hat was. Fakten schaffen und nicht, wie bei uns in Deutschland häufig zu beobachten, diskutieren, diskutieren, diskutieren…


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