Löwenzahn und Zebrastreifen
Nicht so die Tagelöhner, die sich hier für ein paar Euro den Buckel krumm schuften. Manche der Männer wiegen noch nicht mal die Hälfte von mir, tragen aber 3 Säcke auf einmal. Ich würde schon unter der Last eines Sacks zusammenbrechen, zumal bei dieser Hitze. Drei Säcke, das glaubt mir zuhause keiner, weshalb ich unbedingt ein Foto machen möchte. Das möchte aber die Stadtverwaltung nicht. So steht’s zumindest in allen gängigen Reiseführern. Doch das sei alles Quatsch, meint Francis, auch nach mehrfacher Nachfrage.
Das Old Post Office, das ebenfalls am Hafen liegt, dient heut nur noch als Souvenirladen. Souvenirs aber brauch ich nicht.
In der Markthalle am Ende der Digo Road will Francis den Stadtrundgang mit mir beenden. Hier sieht man Dinge, die man als Europäer so noch nie gesehen hat. Obst- und Gemüsesorten, die man noch nicht mal aus dem Lexikon kennt. In Säcken angebotene Gewürze verbreiten ihr typisches Aroma. Dazu gibt’s Fisch in allen nur denkbaren Arten. Was für mich gewöhnungsbedürftig sind die Fleischtheken. Obwohl die Luft in der Markthalle stickig heiß ist, wird weit und breit nichts gekühlt. Tausende von Fliegen krabbeln über die Fleischmassen und – so schätze ich mal – vergraben ihre Eier drin. Das noch nicht tote Fleisch, vornehmlich in Form von Hühnern, hängt in winzigen Holzverschlägen oberhalb der Verkaufsstände. Lebendig bleibt das Fleisch einfach länger frisch. Geschlachtet wird dann bei Bedarf, vor den Augen der Kunden. Natürlich will ich dieses für mich archaische Tun gerne fotografisch dokumentieren, doch das wird mir bestimmt und sehr nachhaltig untersagt.
Jetzt will ich unbedingt noch die gekreuzten Elefantenstoßzähne sehen. Ich bin der Meinung, dass man nicht in Mombasa war, wenn man die Tusks nicht gesehen hat. So begleitet mich Francis nicht ganz glücklich auch noch dort hin.
Die Tusks, also die Elefantenstoßzähne haben die Form eines M und überspannen die Fahrbahnen der Moi Avenue. Die Zähne bestehen Aluminiumblech. An manchen Stellen ist das Blech so kaputt, dass man im Innern das einfache Gerüst sehen kann, an denen die Beplankung befestigt ist. Francis Angaben zu den Tusks sind aber recht widersprüchlich. Ist das der Grund, weswegen er nicht hierher wollte? Mal sagt er, die Tusks 1956 seien anlässlich des Besuchs von Prinzessin Margret errichtet wurden, ein andermal, dass ein Besuch von Königin Elisabeth im Jahre 1952 der Anlass war. Vielleicht sollte man dazu wissen, dass Elisabeth II erst am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey gekrönt wurde und so 1952 (zumindest nicht als Königin) dort gewesen sein kann. So viel zu den Informationen, die mein „autorisierter“ Stadtführer von sich gibt. Nichtsdestotrotz, ich hab die Tusks gesehen und versucht, sie so zu fotografieren, dass man ihren Verfall nicht gar zu sehr sieht.
Damit wollen wir’s mit Mombasa dann aber auch endgültig bewenden lassen. Gegen 16:00 Uhr endet meine Stadtführung durch Mombasa. Francis bringt mich zurück zum großen Platz vorm Fort Jesus, wo inzwischen auch eine ganze Reihe von Ausflugsbussen steht. Dazwischen steht auch Moses mit seinem Taxi.
Mombasa, die Schöne, so es diese jemals gegeben hat, kann ich nicht erkennen. Mombasa von heute ist nur noch ein Drecksloch. Klar gibt es hier und dort noch schöne, teure und gut abgeschirmte Viertel, aber drum rum ist alles doch recht runtergekommen. Mombasa macht so gar nicht den Eindruck eines afrikanischen Urlaubsparadieses.
Zusammenfassend komm ich zu dem Schluss, dass Mombasa für Tages-Besucher eher abschreckend ist, dass einem die drückende Hitze zu schaffen macht und dass es in den Seitenstraßen nicht nur so aussieht, sondern auch so riecht, als würde man die ganze Zeit durch eine riesige Müllkippe gehen. Traum-Urlaub am Indischen Ozean, bot der African Safari Club an. Davon gesehen habe ich bisher nichts bzw. nur wenig. Was ich gesehen habe, ist das ärmliche leben der Kenianer in ihrer Vorzeigestadt. Wie muss dann erst das Leben im Hinterland aussehen?
Am späten Nachmittag kommen wir am Dolphin an. Für die Rückfahrt will Moses abermals 25 $. Aber nicht mit mir! Hier vorm Hotel habe ich den Trumpf in der Hand. Mehr als 5 $ bekommt er nicht mehr. Eigentlich hätte ich ihm gar nichts mehr geben sollen (zumindest nichts, was mit Geld zusammenhängt). 40 bis 50 $ Monatsverdienst, stand im Reiseführer, da passt doch was nicht. Als Moses die 5 $ einsteckt, wirft er mir noch ein freundliches Lächeln zu, ich komm aber nicht umhin, das als schelmisches Grinsen zu deuten, das Grinsen eines „Spitzbuben“, der es heute mit einem touristischen „Oberdeppen“ zu tun hatte.
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