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Löwenzahn und Zebrastreifen


Der kleinste Stamm Kenias ist der Stamm der El Molo. Mit ihrer einzigen Waffe, einer Harpune, gehen sie auf Krokodiljagd und zum Fischen. Damit dies auch von Erfolg gekrönt ist, muss der Griff aus der Wurzel einer ganz bestimmten Akazienpflanze hergestellt sein, die zudem an einem ganz bestimmten Platz gewachsen sein muss, einem Platz, der frei ist von jedem Tabu. Ist dem nicht so, wird’s nichts mit der Jagd und der „Schuss“ kann dann schon mal nach hinten losge-hen, sprich das Krokodil macht Beute und nicht der El Molo. Die Spitze der Harpune besteht aus einem Stück Eisen, an dem ein Strick befestigt ist, der aus Dumpalmen-Fasern geflochten wurde. An diesem Strick wird die ins Opfer geschleuderte Harpune dann mitsamt der daran hängenden Beute auf’s Floß gezogen. Unter den Augen der Spezialisten darf ich probieren, die Harpune zu schleudern, aber ich mache mich nur lächerlich.

Die nächste Station der Tour führt mich zu den Kalenjin. Streng genommen sind die Kalenjin gar kein eigener Stamm, sondern die Gesamtheit aller nilotischer Völker, die vor mehr als 2000 Jahren vom Südsudan kommend in den Westen Kenias eingewandert sind, wo sie sich mit einheimischen Völkern mischten. Erst im letzten Jahrhundert haben sich die Nachkommen all dieser Menschen als Kalenjin bezeichnet. Kurioserweise geht dieser Name auf den „Radiosender Kalenjin“ zurück. Jeder, der diesen Sender hörte, war automatisch ein Kalenjin. Eine der Frauen führt mir vor, wie man mittels zweier flacher Steine Maismehl mahlen kann und bittet mich, es ihr nach-zumachen. Natürlich ist auch hier der Erfolg bescheiden.

Der Rundgang in Ngomongo Village führt mich weiter zu den Kikuyu. Der Stamm der Kikuyu ist der größte in Kenia. Unter den Kikuyu gibt es hervorragende Landwirte, begabte Händler und Unternehmer. Viele von ihnen leben in Nairobi, wo sie wichtige Positionen in Wirtschaft und Politik inne haben. Auch Jomo Kenyatta, der erste Präsident des Unabhängigen Kenia, war vom Stamme der Kikuyu. Kikuyu sind übrigens auch die ersten Kenianer, die sich gegen die – aus europäischer Sicht unsinnige – Beschneidung ausgesprochen haben.

Kamba waren immer schon tüchtige Händler und geschickte Handwerker. Sie handelten mit allem, was man sich so vorstellen kann: Eisengeräte, Elfenbein, Kupfer, Baumwolle und Salz. Aber auch Pfeilgifte gehören zu ihrem Angebot. Richtige Panscher also. Aus diesem Grund ist mir auch nicht gerade wohl, als mir einer der Kamba ein von ihm selbstgebrautes Kokosnussbier anbietet. Sie würde das Bier gerne trinken, was für Nicht-Moslems auch absolut kein Problem darstellen. Ich bin das Gebräu absolut nicht gewohnt. Ein winziger Schluck und ich bin kirre.

Der drittgrößte Stamm Kenias sind die Luo, die sich vor allem in der Nähe des Viktoriasees angesiedelt haben und dort von Fischfang und Landwirtschaft leben. Luo sind einfallreiche Fischer, die mit ihren Schwebenetzen vor allem Buntbarsche fangen und direkt vor Ort verkaufen. Die Tilapien der Luo findet man in Europa nur sehr, sehr selten im Angebot.
(Nachtrag: Im Januar 2009 wird dem Stamm der Luo eine besondere Ehre zuteil. Einer, dessen Wurzeln bei den Luo liegen, wird am 21.1.2009 erster schwarzer Präsident Amerikas, Barack Obama.)


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