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„Fährtle“ nach Harburg, Eisbrunn und Thierhaupten

Heute ist der 2. Juni 2011, „Vatertag“. Während etliche „trinklustige Bollerwagen-Zieher“ ihr Gefährt mit Schnaps und Bier beladen, beladen wir unseren Panda mit Susanne, Chicco und mir zu unserem heutigen „Fährtle“. Dieses Mal soll es nach Harburg/Schwaben gehen, etwa 70 km von Mering entfernt. Den Tipp hat mir ein Kollege gegeben: „Fahr nach Harburg und wander dann von dort aus in die Waldschenke Eisbrunn.“ Gesagt, getan. Auch Chicco ist dieses Mal wieder total begeistert, als wir seine Box hervorholen. In null Komma nix ist er darin verschwunden.

Harburg / Schwaben


Über B2, A8, wiederum B2, die zwischen Augsburg und Donauwörth vierspurig ausgebaut ist, und B25 erreichen wir in weniger als einer Stunde Harburg. Kommt man zum ersten Mal hierher, ist man von den Industrieanlagen der Märker-Gruppe, welche direkt an der Straße stehen, dermaßen „beeindruckt“, dass man leicht die unmittelbar hinter einem Brückenpfeiler liegende Abfahrt rechts rein nach Harburg übersieht. Ist man nämlich erst mal im Straßentunnel der B25 verschwunden, dann ist es für Harburg zu spät. Folglich kann ich nur jedem Besucher, der von Süden nach Harburg kommt, raten, wenn er die Kalköfen sieht, das Tempo zu drosseln, sich von der Industrieanlage nicht irritieren zu lassen und sich bereit zu machen, rechts abzubiegen. Hat man das geschafft, geht’s über einen Fluss, dann biegt man links ab und schon erreicht man nach wenigen Metern den kostenlosen Parkplatz am Wörnitzufer.

Hier muss man einfach anhalten, denn von hier hat man den besten Blick auf die ehemalige Reichsburg der Habsburger, welche hoch über über dem gleichnamigen Städtchen auf einem Jura-Rücken thront, und blickt man ein klein wenig weiter nach rechts, dann sieht man die im Tal liegende Altstadt, die den gleich Namen trägt, wie die darüberliegende Burg: Harburg.

In die Altstadt kann man über eine 1975 erbaute Steinbrücke gelangen. Schon vor 240 Jahren gab es hier eine Brücke, die auch bis ins 20 Jahrhundert hinein ihren Dienst tat. Über 200 Jahre war sie die einzige Verbindung über die Wörnitz.

Für Autoverkehr ungeeignet, wurde sie 1975 abgerissen und an gleicher Stelle erneut aufgebaut, allerdings nur, um sie für den Autoverkehr auch gleich wieder zu sperren. Lediglich Anwohner können die Brücke befahren, aber nur, wenn sie auch einen Schlüssel für den Absperrpfosten haben. Für alle anderen gilt: Fußmarsch.

Da Chicco noch ganz verschlafen in seiner Box liegt und keine Anstalten macht, diese zu verlassen, machen Susanne und ich den Abstecher in die Stadt eben alleine, in erster Linie, um zu sehen, ob das Brückencafé, in dem wir heute Nachmittag, wenn wir von Eisbrunn zurückkommen, Kaffee trinken wollen, dann auch geöffnet hat. Es hat! Somit ist die Frage mit der Nachmittagsverpflegung auch geklärt.

Im Wald bei Eisbrunn


Wir fahren zu unserem nächsten Ziel: Eisbrunn. Vor der Waldschenke stellen wir unser Auto ab und wollen von hier aus ein paar Meter laufen.

Wir parken am Parkplatz der Waldschenke, schnappen den Hund und machen uns auf zu einem kleinen Streifzug just in die Richtung, aus der wir hergekommen sind, Richtung Harburg also, wie wir vermuten. Weit und breit kein Wegweiser. Das finden wir nicht so prickelnd. Genauso wenig, dass wir jetzt gleich an einem Rottweiler vorbei müssen, der hinterm Jägerzaun ein Riesenzinnober macht und unseren „Kleinen“ anbellt, der normalerweise gar nicht weiß, dass er kleiner ist. Heute scheint ihn das nicht zu jucken und Chicco verhält sich außergewöhnlich ruhig, sodass wir problemlos am Gartenzaun vorbeikommen.

Wir biegen ab in den Wald und wir genießen die herrliche Vegetation. Überall im Laubwald wächst Waldmeister, wie ich ihn in der Menge noch nirgendwo gesehen habe. Jetzt müsst man ´nen Sekt, Weißwein und eine große Schüssel dabeihaben. Aber vielleicht ginge das ja gar nicht, vielleicht ist der Waldmeister, nachdem er geblüht hat, ja für Bowle gar nicht mehr geeignet.

Die Maiglöckchen haben auch schon bessere Zeiten gesehen. Aber ist das ein Wunder? Ich erinner´ mich noch genau, als Kind waren wir zu Muttertag (am zweiten Sonntag im Mai) immer unterwegs und da waren die Maiglöckchen immer voll in Blüte. Heute ist aber bereits der 2. Juni und dazu kommt, dass in diesem Jahr eh alles sehr viel früher dran ist.

Wenigstens haben wir den Hund jetzt zu einem kleinen Spaziergang überreden können und Susanne und mir hat das auch ganz gut getan. Zurück zur Waldschenke wählen wir einen Weg etwas weiter links, denn wer weiß ob wir wieder so problemlos am Rottweiler-Zaun vorbeikommen. Und siehe da, egal, was man tut, immer wieder geht ein „neues Türchen“ auf. Auf einer Lichtung steht wenige Meter vor uns unvermittelt ein Reh, das noch nicht mal ansatzweise Anstalten macht, zu fliehen, Es steht nur da und glotzt uns an. Chicco erkennt auch nicht, dass das was zum Jagen sein könnte, wahrscheinlich weil er a) sowieso immer ein ganz Lieber ist und b) mit Rehen (wie seinerzeit im Wildpark Lüneburger Heide) ohnehin nur gute Erfahrungen gemacht hat. Ich mach ein paar Fotos und als ich mit Knipsen soweit fertig bin, trottet auch das Reh weiter – ohne Eile in den wenige Meter hinter ihm liegenden Wald.

Waldschenke Eisbrunn


Inzwischen ist es halb 12, beste Zeit also zum Mittagessen in der Waldschenke Eisbrunn. Die Waldschenke Eisbrunn ist eine typische Ausflugsgaststätte im Grünen, die wir nur empfehlen können. Hier gibt es (angefangen von Wurstsalat, Rauchfleisch, Presssack und Tellersülze) eigentlich alles, was des Wanderers Herz, respektive dessen Magen erfreut.

Wir wählen etwas aus dem Tagesangebot, für das auf Tafeln über der Essensausgabe geworben wird: Hackfleischküchle mit scharfer Soße und Kartoffelsalat für 6,50 € bzw. Schweinebraten mit Knödel und Kartoffelsalat für 8,80 €.

Die Soße bei meinem Schweinebraten ist säuerlich wie bei Sauerbraten und der Knödel leicht pfefferig. Ich geb dem Mahl mal 4 von 5 Punkten. Susanne bewertet ihr Hackfleischküchle mit „sehr lecker“. Alles in allem sind die Speisen „hausmannsmäßig, kernig und frisch“, genau das Richtige für „ausgehungerte Wanderer“. Zu trinken gibt’s Apfelsaftschorle und Spezi, den halben Liter zu je 2,20 €. Ein halber Liter Bier kostet übrigens 2,50 €, weil wir aber noch fahren müssen, verzichten wir darauf.

Nachdem wir satt sind, ist eigentlich ein Verdauungsspaziergang angesagt.

Noch bevor wir starten, kommt Chicco dann endlich auch auf seine Kosten, indem er die Pudelhündin Cleo kennenlernt. Plötzlich ist auch beim ihm die Laune wieder da und wir können lostrotten. Unmittelbar hinter der Gaststätte ist ein kleines Gehege mit einer Ziege drin. Chicco ist total fasziniert. Ich schätz mal, weil das Tier genau so riecht wie der Ziegenkäse, den er so gerne frisst. Zum Glück attackiert Chicco die Ziege nicht und beide glotzen sich nur an. Nachdem nun auch Chicco zufriedengestellt ist, machen wir uns auf Richtung Harburg.

Main-Donau-Wanderweg


Der Wanderweg Richtung Harburg ist Teil des Main-Donau Wanderwegs (erkennbar am weiß-blauen M-D-Schild unten am Pfosten), von dem es anscheinend 4 Linien gibt. Wir sind auf der Tauber-Wörnitz-Linie. Auf dieser Linie erreichen wird nach etwa 500 Metern die Straße zwischen Mauren und Großsorheim und direkt dahinter einen Wanderparkplatz.

Am Wanderparkplatz kehren wir wieder um und sehen im Unterholz so allerlei, das man ansehen und fotografieren kann: Frische Walderdbeeren zum Beispiel und riesige Weinbergschnecken. Nach 40 Minuten angenehmen Spazierengehens sind wir dann wieder zurück in der Waldschenke. Der Weg zwischen Waldschenke und Wanderparkplatz ist ein richtig netter und vor allem sehr bequem zu gehender Wanderweg, der auch für Rollstuhlfahrer und ältere Menschen mit Gehhilfe sehr gut geeignet ist (insbesondere in Verbindung mit dem Wanderparkplatz an der Straße zwischen Mauren und Großsorheim).

Rückfahrt nach Harburg


Gegen 13:00 Uhr verlassen wir endgültig die Waldschenke Eisbrunn und fahren auf der Straße nach Mauren links weg nach Harburg. Von Stadelhof aus sieht man dann wieder die gar nicht in die Landschaft passende Zementfabrik .

An der Wörnitz


Gegen 13:00 Uhr sind wir dann wieder in Harburg. Wir fahren, wie bereits heute früh zum Parkplatz bei der Wörnitz-Brücke. Doch bevor wir die Altstadt erkunden (dieses Mal mit Hund), müssen wir noch unbedingt runter zur Wörnitz, wo sich unzählige Stockenten-Pärchen tummeln, die sich beim Turteln aber weder von uns noch von Chicco stören lassen.

Brückencafé Harburg


Unser nächstes Ziel ist das mitten auf der Brücke liegende Brückencafé. Von außen sieht es ganz schnuckelig aus, innen ist es aber eher ein „Döner-Ständle“. Das gefällt mir nicht so und so bleiben wir draußen vor der Türe sitzen. Das Café hat täglich von 10:00 Uhr bis 21:00 Uhr auf und dienstags Ruhetag. Von der sehr freundlichen Besitzerin und ihrem Sohn bekommt Chicco gleich einen Riesen-Napf Wasser, aus dem er nicht nur trinken kann, sondern darin auch Schwimmübungen machen könnte, so groß ist er.

Für uns Zweibeiner gibt’s dann erst mal zwei Capucchini und Kuchen (für mich Schwarzwälder Kirschtorte und für Susanne Bienenstich). Alles zusammen kostet 7,80 €. Das ist extrem günstig. Überhaupt ist das Brückencafé sehr, sehr günstig, so kostet beispielsweise 0,5 l dunkles Weißbier 2,30 €, ein Preis, den ich von überhaupt nirgendwo her mehr kenne.

Der Kuchen schmeckt außergewöhnlich lecker und kann mit jedem anderen Café mithalten, auch wenn das Brückencafé an sich ja ein „Dönerstand“ ist.

Bummel durch Harburg


Nachdem wir uns gestärkt haben, machen wir einen kleinen Stadtrundgang. Harburg wirkt auf uns wie eine Filmkulisse aus einer früheren Zeit. Kaum ein Mensch ist unterwegs und wir genießen die Stille und Idylle der schwäbischen Kleinstadt. Unterwegs erfahren wir so dies und das und u.a. auch, dass Spitzweg, ja der mit dem „armen Poeten“, auch mal hier war und das Brucktor nahe der Wörnitz gemalt hat. Tja, „Fährtle machen“ bildet und man lernt nie aus.

Jakobsweg


Als weiteres Highlight entpuppt sich ein Schild, mit dem wir „Wochenend-Extrem-Wanderer“ so richtig angeben können. Wir sind tatsächlich den Jakobsweg gewandert, den Europäischen Wanderweg schlechthin, welcher in Santiago de Compostela am Grab des Apostels Jacobus endet. Gut, so weit wandern wir heute nicht mehr, aber wir waren auf dem Weg dorthin, was keiner bestreiten kann – bestimmt 20 Meter!

Jakobsweg hin, Jakobsweg her. Am schönsten sind und bleiben die Blicke von der Brücke runter zu den Kleinoden an der Wörnitz. Hier hast du das Gefühl, dich in einem „Heile-Welt-Kalender“ aufzuhalten. Dass es solche Fleckchen heute noch gibt.

Ich glaube, wir haben alles gesehen, was das 5.500 Einwohner zählende Städtchen Harburg zu bieten hat und schicken uns wieder an, zurückzufahren. Vielleicht finden wir unterwegs ja noch irgendein Plätzchen, wo man „vespern“ kann.

Kloster Thierhaupten


Die vierspurig ausgebaute B2 gibt an sich nichts her und so früh zu Hause sein, wollen wir auch nicht. Aus diesem Grund verlassen wir in Meitingen die B2 Richtung Osten. In Thierhaupten soll es nämlich einen netten Biergarten geben, haben wir gehört, und den sogenannten Mühlenweg. Der Garten des Klosters Thierhaupten lädt tatsächlich so richtig zum Verweilen ein und Capucchino sowie ein Eisbecher mit Sahne und frischen Erdbeeren sind jetzt einfach ein Muss, auch wenn einem Chiccos „Fraule-gib-mir-doch-auch-was-ab-Blick“ dir das Herz zerreißt.

Capucchino und Eisbecher sind lecker, leider war der Service am „Vatertag“ aber etwas indisponiert, sodass ich mein Eis erst bekam, als Susanne mit ihrem schon lange fertig war, das hat mir nicht so gefallen. Ach ja, der Eisbecher kostet 3,80 €, was ich für günstig halte, den Preis für den Cappuccino habe ich leider vergessen aufzuschreiben.

Mühlenweg Thierhaupten


Nachdem wir uns ein weiteres Mal gestärkt haben, wollen wir zum Abschluss des „Fährtles“ noch ein kleines Stück den Mühlenweg gehen, der gleich hinterm Kloster steil zur Lechleite hinunter führt. Hier sind wir nach wenigen Metern von einem Baum mit fast 2 Metern Stammdurchmesser geradezu überwältigt.

Wir queren die kleine Holzbrücke über die Friedberger Ach und fühlen uns einige tausend Jahre zurückversetzt. Wann hat man jemals leibhaftige Auerochsen gesehen?

Schulgarten Thierhaupten


Im Schulgarten, den der Obst- und Gartenbauverein Thierhaupten 1999 anlässlich seines hundertjährigen Bestehens angelegt hat, endet schließlich unsere Mühlweg-Wanderung. Der Garten steht einer Ausstellung bei einer Landesgartenschau in nichts nach und das Schönste, man kann jederzeit rein und der Besuch ist kostenlos. Hier ist Susanne total in ihrem Element und auch ich kann mich der Schönheit nicht entziehen. So schön angelegt, sind Gärten schon toll, aber selbst bearbeiten möchte ich so einen Garten nicht. Das ist absolut nicht mein Ding.

Fazit


Auch dieses Fährtle, das wir trotz des anfänglich befürchteten schlechten Wetters am Himmelfahrtstag 2011 durchzogen, zeigt uns erneut, wie wunderbar unsere Heimat ist. Vielleicht sind die Bilder dem einen oder anderen Anregung, auch mal so ein „Fährtle“ zu unternehmen, vielleicht sogar nach Harburg im Ries oder Thierhaupten in Bayerisch-Schwaben.


TAGESAUSFLÜGE – FÄHRTLE
REISEBERICHTE AUS DEUTSCHLAND

Eine Reaktion zu “„Fährtle“ nach Harburg, Eisbrunn und Thierhaupten”

  1. Susanne

    Wundervolle Bilder, Rüdiger!!! Die Leuchtkraft der einzelnen Motive ist enorm, wahrscheinlich war das trübe Wetter ideal für Fotografen ;o)))