… und hinterher nach Sansibar
Stone-Town – Teil 2/3
Wenn man vom Markt nach draußen kommt, steckt man mitten in einem unübersichtlichen Labyrinth schmaler Gassen, bei denen die begrenzenden dicken Stein-Mauern bis zum Himmel reichen. Jetzt sind wir richtig drin in Stone Town! Seinen Namen hat die Altstadt wohl daher, dass ziemlich alle Häuser aus Korallenstein, dem lokalen Baumaterial des 19. Jahrhunderts, gebaut sind. Ohne Führer würde man hier wohl nie mehr rausfinden.
Was einem dann direkt ins Auge sticht, sind neben den einfach gehaltenen, wie gesagt, sehr hohen Fassaden die aufwändigen, geschnitzten schweren Holztüren. Die Älteren (also die ursprünglichen) haben noch allesamt horizontale Türstürze, die Neueren dagegen sind oben rund. Diese wurden von indischen Handwerkern gefertigt. Viele der Handwerker, die Stone-Town aufbauten, stammten nämlich von Indien und so haben sie eben ihre Tradition mit hierher gebracht. Bei manchen Türen ging man gar so weit, diese, wie man es von Indien her gewohnt war, zum Schutz gegen Elefanten mit bronzenen Beschlägen und Spitzen auszustatten, und das hier, wo es in der Stadt gar keine Elefanten gibt.
St.-Josefs-Kathedrale
Nach kurzem Marsch erreichen wir die im romanischen Stil gehaltene St.-Josefs-Kathedrale. Sie wurde in den Jahren 1893 bis 1897 von französischen Missionaren errichtet. Der Architekt war übrigens auch an der Kathedrale in Marseilles, Frankreich, beteiligt.
Den Kirchturm der St.-Josefs-Kathedrale kann von jedem höheren Punkt der Stadt aus sehen und er bietet so eine geschickte Orientierungshilfe für all jene, die das bekannte (ich kenn’s leider nicht) Chit Chat Restaurant suchen. Die Orientierungshilfe verliert sich aber schnell, wenn man sich in den Gassen der Altstadt selbst befindet. Da sieht man die Kirche auch dann nicht, wenn man direkt davor steht. Elisabeth und Gerhard gehen eben mal rein und als ich mit meiner Knipserei und vor allem den ständigen Batteriewechseln fertig bin, kommen sie auch schon wieder raus. War wohl nicht so der Bringer.
Neben der evangelischen Kirche, die wir ja ausgiebig betrachtet haben, gibt es in der „Multi-Kulti-Stadt“ also noch diese katholische, dazu 51 Moscheen und 6 Hindu-Tempel, für die alle anzusehen uns aber leider die Zeit nicht reicht.
Freddy Mercury
Aber egal, was die Zeit sagt, um eins kann sich unser Guide nicht drücken. Wenn ich schon mal in Sansibar und in Stone Town bin, dann will ich auch das Geburtshaus von Farrokh Bulsara sehen. Farrokh Bulsara, so heißt Freddy Mercury mit bürgerlichem Namen. Doch mit Freddy Mercury ist das so ne Sache. Es ist ja allgemein bekannt, dass der Leadsänger von Queen homosexuell war, und das in einem Land, in dem gleichgeschlechtliche Liebe mit Haftstrafen von bis zu 25 Jahren geahndet wird. Homosexualität ist also in höchstem Maße verpöhnt! Andererseits lässt sich mit dem Namen „Freddy Mercury“ ne Menge „Kohle“ machen, wenn Touristen kommen.
So ist es nicht denn auch nicht verwunderlich, dass gleich mehrere Souvenirläden vorgeben, im Geburtshaus von Freddy Mercury angesiedelt zu sein. Man kann fast glauben, Freddy Mercurys Mutter hätte bei seiner Geburt ´ne Stadtrundfahrt gemacht. Doch wenn „Kohle“ zu machen ist, verhalten sich (strenggläubige?) Moslems eben keinen Deut anders als hier unsere (strenggläubigen?) Katholiken, da wird der Wahrheit gern mal etwas nachgeholfen. Unser Guide führt uns schließlich zu einem dieser Souvenirshops, dem wohl einzig wahren und echten Freddy-Mercury-Geburtshaus. Aber außer einem mickrigen, hölzernen Schaukasten erinnert nichts an den Star. Dabei soll es in Stonetown einen regelrechten Freddy-Mercury-Tempel geben, das „Mercury’s“, irgendwo in der Nähe des Fähranlegers. Doch vielleicht ist unser Guide dazu (noch) nicht ermächtigt.
Ausgebremst
Etwas enttäuscht latsche ich zusammen mit Elisabeth, Gerhard und dem Guide weiter durch die Stadt. Die „Bremsklötze“ Irene und Gaby sind zum wiederholten Male wieder irgendwo in einem Shop hängengeblieben. Langsam ist das echt nervig, ständig nach den „Weibsen“ Ausschau halten zu müssen. Kommt irgendwo ein Laden, sind sie weg – und das im Labyrinth Stone Towns. Gerhard, Elisabeth, Uli, ich und der Guide stehen dann da, wie bestellt und nicht abgeholt. Dabei haben wir die Stadttour genauso bezahlt und damit die gleichen Rechte wie die zwei. Aber auf die verantwortungslosen „Sich-selbst-wichtig-nehmer“ mit unterdurchschnittlich ausgeprägtem Gefühl für Zeit und Rücksicht wird gewartet, während wir dumm rumstehen müssen. Hätte ich alleine das Sagen, ich würd’ sie einfach in den Shops vergessen.
Der Zeitplan läuft inzwischen völlig aus dem Ruder. Außer der „Curch of Christ“, dem Sklavenmarkt, dem regulären Markt, der katholischen Kirche und Freddy Mercurys angeblichem Geburtshaus haben wir noch nichts gesehen: Die Aga Khan Moschee nicht, die Hamamni Persian Baths nicht, das High Court nicht, die Ithnashiri Dispensary nicht, den Kilele Square nicht, die Malindi Moschee nicht, das Palastmuseum nicht, das Peace Memorial Museum nicht, das Naturhistorische Museum nicht, den Shakti Tempel nicht und auch nicht das Alte Fort. Gerne hätte ich auch den Bahnhof gesehen, von dem aus 1905 die erste Eisenbahn in Ostafrika nach Bububu verkehrte. Leider hat der örtliche Touranbieter aber die Schwerpunkte anders gesetzt! Ich rate daher allen, die irgendwann mal Ähnliches vorhaben, sich für Spice- und Stone-Town-Tour zwei Tage Zeit zu nehmen, für Stone Town alleine auf jeden Fall einen kompletten Tag.
Inzwischen ist es halb sechs, spätestens in einer Stunde wird’s dunkel und das war’s dann von Stone Town, dem Weltkulturerbe, in das man nun ja auch nicht jeden Tag fährt. Der Groll in mir steigt bis zur Oberkante Unterlippe. Doch weil in Afrika ja „Pole, pole“ gilt und wir im Urlaub sind, sag ich nichts. Mein Unmut richtet sich dabei in erster Linie gegen die zwei „Damen“, die mir heute früh im Hotel schon aufgefallen sind, als sie schicki-micki-like versuchten, den Preis zu drücken. Das hätte mich eigentlich warnen müssen vor den zweien mit dem unterdurchschnittlich ausgeprägtem Gefühl für Zeit und Rücksicht. Mit solchen Bummlern kann man keine City-Tour unternehmen. Mein Unmut gilt aber auch dem örtlichen Tour-Anbieter, der seinen Zeitplan absolut nicht im Griff hat und den „Damen“ zuviel Freiheiten lässt.
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