Skiathos / Skopelos / Alonissos (Pfingsten 2017)
Samstag, 10. Juni 2017 – Sonnenaufgang am Strand
Unser erster kompletter Tag in Skiathos. Ich habe wunderbar geschlafen. Es ist 6:00 Uhr, als wir aufwachen. Über der Ägäis zeigt sich in diesem Augenblick die Morgenröte. Wir stehen beide mit offenem Mund auf der Terrasse und genießen. Im Hotel ist noch kein Mensch wach und Frühstück gibt´s eh erst in 1½ Stunden. Doch hier erweist sich die Architektur des Irida Aegean View als geradezu ideal. Vom Zimmer aus kommt man nämlich direkt in einen Laubengang und dann ist man auch schon im Freien, ohne dass man an irgendeiner Rezeption vorbei oder gar jemanden wecken müsste. Hier kann man einfach tun und lassen, was man will.
Wir wollen erkunden, ob es unten an der Küstenstraße eine geeignete Bushaltestelle für uns gibt – und wir wollen ans Meer! Die gerade aufgehende Sonne schreit geradewegs danach.
Es ist einfach nur herrlich! Wir genießen den ersten Kontakt mit dem Wasser. Es ist kristallklar, wunderbar weich und warm. Da müssen wir diese Woche unbedingt noch runter gehen zum Schwimmen. Wir albern rum und freuen uns des Lebens.
Busline Skiathos Stadt – Koukanaries
Inzwischen ist es 7:00 Uhr. In einer halben Stunde soll´s Frühstück geben. also kehren wir wieder um. Welche Bedeutung das Häuschen an der Straße hat, weiß ich nicht, vielleicht etwas Religiöses. Von Thailand her kenne ich ähnliche Gebilde, dort nennt man sie San Phra Phum, Geisterhäuschen. Ob´s diesen Brauch auch in Griechenland gibt? Ich weiß es nicht.
Ein paar Meter weiter östlich finden wir dann auch eine Bushaltestelle. Wir sind total begeistert, dass diese durch Delfine gekennzeichnet ist. Auch den Namen finden wir witzig. Den können wir uns gut merken, erinnert er doch irgendwie an „Miezekatz“.
Der Weg hoch zum Hotel ist zwar etwas steil, aber dafür werden wir mit prächtigen Blumen entschädigt. Da bleibt man gerne mal stehen, schaut, riecht oder fotografiert.
Frühstück
Unser erstes Frühstück! In einem Saal gibt es ein großes Buffet, an dem man sich selbst bedienen kann. Die Auswahl ist riesig, aber mir persönlich ist das meiste zu kuchig und zu süß. Aber es gibt auch Rührei, Spiegelei, gekochtes Ei, angebratenen Speck, Tomaten, Gurken und vor allem Schafskäse. So mach ich mir schon zum Frühstück echten Greek Salad. Das schmeckt.
Essen kann man drin oder draußen. Die Frage stellt sich für uns aber gar nicht! Für die Katze auch nicht.
Zu Fuß nach Skiathos
Zum Hafen von Skiathos sind es vom Hotel aus gerade mal 2 km. Da wir zuhause täglich spazieren gehen, ist das für uns ein Klacks und so sehen wir auch gleich, wo wir sind. Leider gibt es an der Straße nur sehr, sehr eingeschränkt Gehwege und die Autos, vor allem die Taxis, sind unterwegs, als ob ihnen die Straße alleine gehört. Wenn man allerdings so geht, dass man in den Kurven immer auf der Außenseite der Kurven geht, kann man die Raser erkennen und entsprechend reagieren. Unterwegs kommen wir auch an einer Tankstelle vorbei und müssen erkennen, dass der Sprit auf der Insel mit 1,74 € erheblich teurer ist als in Deutschland (1,24 €).
Wir kommen an einer Fischhalle vorbei – vor der die Katzen warten – und an einem – für mich – typischen griechischen Gemüse- und Obstladen.
Am alten Hafen
Am alten Hafen reihen sich noch immer – wie auch schon 1995 – ein Ausflugsboot ans andere. So rund ein Dutzend, schätze ich. Alle bieten sie im wesentlichen 3 verschiedene Touren an: Eine Tour rund um Skiathos, eine sogenannte „Mamma-Mia-Tour“ und eine Tour nach Alonissos und zum Meeresnationalpark. Die letztgenannte Tour, also die in den Meeresnationalpark wird allerdings nur montags und donnerstags angeboten von der AG Nikolas, dem mit 40 Meter Länge größten Ausflugsschiff hier am alten Hafen. Heute stünde mit der „Poseidon“ eine Mamma-Mia- Tour an. Warum nicht? Hauptsache auf See. Wir buchen!
Doch vor halb zehn geht hier gar nichts. So haben wir noch Zeit, im „Neos Cosmos“ einen Capucchino zu trinken.
Mamma-Mia-Tour
Anschließend gehen wir an Bord. Die Mamma-Mia-Tour soll uns zu verschiedenen Orten bringen, an denen 2008 Außenaufnahmen für den Musical-Film „Mamma Mia“ mit Amanda Seyfried, Meryl Streep, Colin Firth und Pierce Brosnan gedreht wurden. Bin gespannt, was auf uns zukommt. In erster Linie wollen wir aber versuchen, Delfine zu sehen.
Die etwa 25 Meter lange Poseidon ist zweistöckig. Ich positioniere mich oben auf dem zweiten Deck, Susanne natürlich vorne am Bug. Der Platz scheint aber auch von anderen begehrt zu sein. Schon wuseln sie um Susanne herum, allen voran junge Osteuropäerinnen, die voll dem Klischee entsprechen, welches beispielsweise in der RTL-II-Sendung „Traumfrau gesucht“ erzeugt wird. Junge Frauen, sehr hübsch, überaus sexy und extrem gestylt. Eine nach der anderen wird von einem „Berufs-Flirter (?)“ mit den Worten „next please“ in den Arm genommen und abgelichtet. Ein Grund zum Fremdschämen?
Schon bei der Ausfahrt beginnt die Party. Ein ABBA-Hit jagt den anderen: „Dancing Queen“, „Lay all your love on me“, „Super Trooper“ u.v.a.m.
Ákra Gouroúni und Ekklisia Agios Ioannis Chapel
Nach einer Stunde umrunden wir das Kap Gouroúni mit dem 1889 erbauten Leuchtturms Ákra Gouroúni und eine halbe Stunde später sind wir direkt unter einem Felsen namens „Palouki“, auf dessen Gipfel die Johannes dem Täufer geweihte Kapelle steht. Sie wurde 1612 von einem Mönch namens Simeon gegründet, aber das scheint heute sekundär zu sein. Fast alle kennen die Kapelle nur deshalb, weil dort 2008 im Musical-Film „Mamma Mia“ Donna (Meryl Streep) und Sam Carmichael (Pierce Brosnan) geheiratet haben. Seit dieser Zeit ist die Location Kult.
Wir ankern in einer Bucht etwa 200 m südlich des Felsens. Zur Kapelle hoch sollen es von hier aus 200 Stufen sein, steht im Reiseführer. Doch in Reiseführern steht viel. Wie viele Stufen es sind, das will ich selbst herausfinden.
Vom Strand aus sind´s zunächst mal 51 Stufen hoch bis zu einem Trampelpfad, dann kommt ein Stück asphaltierte Straße. Dann geht´s wieder runter: 19 Stufen und anschließend wieder 1 Stufe hoch. Man ist jetzt auf einer Art Terrasse. Danach geht´s 31 Stufen hoch, nach ein paar Metern eben dann noch mal 30, noch mal ein paar Meter eben und dann 6 Stufen. Von hier aus hat man sowohl nach Norden als auch nach Süden einen fantastischen Ausblick.
Die Pause tut gut. Weitere 19 Stufen hoch und jetzt wieder 8 runter. Wusste der Treppenbauer eigentlich was er wollte? 1 Stufe hoch, dann wieder ein kurzes Stück eben.
Aber jetzt kommt´s. Im letzten Anstieg sind es nochmal 113 Stufen am Stück. Wenn ich mich nicht verzählt habe also insgesamt 252 Stufen hoch und dazwischen in Summe 27 Stufen runter. Endlich sind wir oben. Betritt man dann schließlich die Kirche, ist man irgendwie enttäuscht. Man sieht zwar viele schöne Ikonen und alte kirchliche Gegenstände, aber war die Kirche im Film nicht irgendwie größer?
Ja schon, und die Erklärung ist einfach. Die Kirche für die Innenaufnahmen sei nämlich eine ganz andere, sagen manche, angeblich die Kirche Agion Panton, eine kleine Kirche vor Panagitsa tou Pirgou am Rande des Hafens von Skopelos. Andere sagen, die Innenaufnahmen seien in den Pinewood-Studios gedreht worden. Egal, schließlich ist der ganze Film ohnehin nur eine einzige Manipulation. Das weiß man und man gibt sich dem einfach hin. Sicher jedenfalls ist: Hier auf dem Felsen bei der Ekklisia Agios Ioannis Chapel wurden nur die Außenaufnahmen gedreht. Tja, so ist Film!
Wir haben´s ja kaum geglaubt, dass wir da hoch kommen und genau wie Donna können auch wir jetzt singen „The winner takes it all“. Susanne schreibt ins Gästebuch der Kapelle „Mamma Mia, der Aufstieg ist ganz schön steil. Aber es lohnt sich. 10. Juni 2017, meeresakrobaten.de“ und zündet zum Gedenken an Personen, die nicht mehr bei uns sein können, eine Kerze an.
Bevor wir wieder runter gehen, ist es ein Muss, die Glocke zu bimmeln, die draußen an einem Ölbaum hängt. Was es damit auf sich hat, habe ich nicht herausbekommen, aber jeder bimmelt – und so bimmel ich auch – und wünsch mir was dabei. Vielleicht geht´s ja in Erfüllung?
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