Zum 30. Jahrestag – Unsere Hochzeitsreise nach Thailand
Besuch einer Gummi-Plantage
Donnerstag, 30. Dezember 1993
Nachdem wir lange auf See waren, haben wir nun endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Auf der Fahrt Richtung Phuket besuchen wir dann noch eine Gummibaum-Plantage. Dort erfahren wir, dass die ersten Gummibäume in Thailand wohl so um die Jahrhundertwende 18./19. Jahrhundert gepflanzt wurden. Der Wohlstand, den man zuvor hauptsächlich dem Zinn zu verdanken hatte, bekam nun ein zweites Standbein.
Etwa 80% der Gummi-Erzeugung ist heute in den Händen von Klein-Plantagen-Besitzern. Jeder bepflanzt etwa ein bis vier Hektar. Auf einem Hektar können etwa 400 Gummibäume angepflanzt werden – genug, um als Klein-Plantagen-Besitzer ein sicheres Einkommen zu garantieren. Die Großplantagenbesitzer mit mehreren Dutzend Hektar dagegen gehören zu den reichsten Bewohnern der Provinz.
Doch alles braucht seine Zeit. Sechs bis sieben Jahre vergehen, ehe der erste Gummisaft von den jungen Bäumen gezapft werden kann. Bis dahin werden – um das Land nicht ungenutzt zu lassen – zwischen den heranwachsenden Gummibäumen Ananasfelder angelegt.
Haben die Gummibäume ihr notwendiges Mindestalter erreicht, ist der Arbeitsgang jeden Tag der gleiche: Vor dem Morgengrauen begeben sich die Arbeiter auf die Plantage und ritzen dort die Bäume mit einem speziellen Messer an. Dazu tragen sie Karbidlampen an der Stirn, welche die Szene in ein unwirkliches Licht tauchen.
Unter der Einritzstelle wird eine halbe Kokosnussschale als Auffangbehälter befestigt. Hier hinein tropft nun langsam der blendend weiße, zähe Gummisaft. Etwa drei Stunden nach dem Anritzen wird der Inhalt der Kokosnussschalen gesammelt und zum „Hauptquartier“, meist einem einfachen Holzschuppen, gebracht. Der Gummisaft (oder das Latex) wird dort in flache Formen gegossen und eine Schwefelsäure-Lösung dazugegeben. 20 Minuten lang reagiert der Saft mit der Säure. Dabei verfestigt er sich.
Die so entstandenen Kautschuk-Matten werden mittels einer Walze in die entsprechende Form gepresst und zum Trocknen für 24 Stunden auf Tischen ausgelegt. Danach werden sie für einige Tage an „Wäscheleinen“ in die Sonne gehängt, bis sich das ursprüngliche Weiß schnell in ein schmuddeliges Braun verwandelt. Die Kautschuk-Matten werden dann weiter an Zwischenhändler verkauft, die sie an die Industrie weiterleiten. Nach 25 bis 30 Jahren sind die Bäume für die Produktion zu alt und werden abgeholzt. Das freigewordene Land wird nun von Neuem mit Gummibaum-Setzlingen bepflanzt und der Turnus beginnt von vorne.
Die Preise für Gummi sinken jedoch. Hatte das Kilo Matte Mitter der Achtziger-Jahre noch ca. 35 Baht eingebracht, waren es Ende dieses Jahrzehnts nur noch 15 Baht.
Wie immer trifft es die Kleinsten am härtesten. Jeden Morgen, nachdem die Plantagenarbeiter ihr Werk verrichtet haben, kommen die „Abfallsammler“, Personen ohne andere Beschäftigung. Sie sammeln Holzstücke auf, an denen noch Reste des wertvollen Safts kleben, und kratzen die Kokosnussschalen aus, in denen sich meist immer noch ein kleiner Rest befindet. Dadurch können sich die „Abfallsammler“ mit meist 50 Baht/Tag ein bescheidenes Einkommen sichern, das gerade so zum Überleben reicht. Den Plantagenbesitzern dagegen ist diese allmorgendliche Reinigung durchaus willkommen.
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