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Zum Adler von Glöttweng und den Straußen von Leipheim

Flucht vorm Regen


Heute ist wieder so ein richtig nichtsnutziger Sonntag. Es nieselt schon den ganzen Morgen und die Wetteraussichten für heute Nachmittag sehen auch nicht besser aus. In so einem Fall ist ein „Fährtle“ genau das Richtige, weg von diesem Shit-Wetter. Aber wohin? Irgendwohin, wo momentan das Wetter etwas besser aussieht. Das Allgäu wär‘ nicht schlecht, aber wetter24.de verheißt für’s Allgäu auch nichts Gutes. Aber hey, im Donauried, im Dreieck Ulm-Augsburg-Donauwörth, da soll die Sonne heute tatsächlich für ein paar Stunden hervorzulugen! Das nutzen wir aus! Wer weiß, ob wir dieses Jahr überhaupt noch irgendwo Sommer bekommen.

Bei der Zielsuche nach „Locations“ ist Google.maps immer ungemein hilfreich. Gibt man dort im Suchfeld beispielsweise „Landgasthaus loc: Altenmünster“ oder „Landgasthaus loc: Burgau“ ein, dann wird man sehr schnell fündig. Bei einem der ersten Einträge stand gleich zu Anfang: Schwäbischer Landgasthof im „Naturpark Augsburg-Westliche Wälder“. Das ist doch genau das, was ich suche! Frau und Hund eingepackt, Navi auf „Landensberg, Dorfstraße 4“ programmiert und los geht’s. Seit der ersten navi-gestützten Fahrt ins Allgäu möchte ich das „Zauberdingens“ nicht mehr missen.

Glöttweng – Idylle pur


Über Königsbrunn, B17, B300, B10, geht’s Richtung Zusmarshausen. Die ansich wunderschöne Landschaft der westlichen Wälder ist durch das heftige Unwetter am Donnerstag 20. Juni 2013 mächtig zerrupft. Besonders zwischen Diedorf und Horgau sieht’s – auf einem Fleck von vielleicht 1 km² konzentriert – verheerend aus. Man könnte weinen. Bei Zusmarshausen überqueren wir die Autobahn und 4 km später sind wir da: Glöttweng. Ein kleines, vielleicht 250 Einwohner zählendes Dorf inmitten von Wald, Wiesen und Feldern. Überall weidende Pferde, Kühe und Landschaft pur.

Traktorentreff


Als wir am Landgasthof Adler ankommen findet man dort kaum mehr Sitz- oder Parkplätze, nur unzählige Traktoren, Ackergeräte und unzählige begeisterte Traktor-Fans dazu. Da ist mächtig was los hier, offenbar ein Vereins- oder Dorffest. In der wohl einzigen Straße, der Dorfstraße finden wir dann aber trotzdem noch einen Parkplatz, stellen das Auto ab und machen mit unserm Hund Chicco erst mal noch eine kleine Runde am Kindergarten vorbei Richtung Norden, um dann nach 300 Metern wieder umzukehren. Hier ist das Dorf einfach zu Ende.

Der Adler in Glöttweng


Zurück am „Adler“ bereiten sich die Traktor-Fans auf die Ausfahrt vor. Die Feuerwehr sperrt kurzfristig die Augsburger Straße (B10), Motoren brüllen auf, dann setzt sich der Corso in Bewegung Richtung Landensberg, wo heute heute auch noch ein Gartenfest des Schützenvereins sein soll (Tja, auf dem Land versteht man’s einfach zu festen).

Geschätzt hundert Leute auf einmal zu verköstigen war für die „Adler“-Mitarbeiter sicher auch nicht alltäglich und so setzt man sich nach getaner Arbeit an den Nebentisch und labt sich erst mal an den übrigen Weißwürsten. Trotzdem hat man aber auch Zeit für die drei  neuen Gäste, also uns und unsern Hund.

Als Automobilisten bestellen wir uns erst mal (alkoholfreies!) Weißbier und zum Vespern (oder sollen’s wir Frühstück nennen?) Wurstsalat. Bis der dann kommt, schauen wir uns erst mal um, wo wir sind. Es ist wirklich idyllisch hier!

Der Adler, so lesen wir in einem Prospekt, ist anscheinend schon seit 135 Jahren im Besitz der Familie Fink. Dass Tradition hier groß geschrieben wird, sieht man alleine schon daran, dass hier die ganze Familie zusammenarbeitet: 3 Generation unter einem Dach, in einem Betrieb! Und alle sind unwahrscheinlich nett. Da fühlt man sich gleich richtig wohl!

Mir gefällt auch der kleine Biergarten mit seinen 3 oder 4 Sonnenschirmen. Nicht so was Überkandideltes und Großes wie man’s teilweise in München sieht, wo man dann „stundenlang“ auf sein Bier warten muss und einem der Lärm der unzähligen Besucher das Trommelfell malträtiert. Nein, hier ist alles klein, schnuckelig und überschaubar. Ein richtiges Idyll, nur knapp 10 km von der A8-Autobahn-Ausfahrt Zusmarshausen entfernt. Doof, wer da nicht die Autobahn verlässt. Wir machen das übrigens immer so bei unseren Reisen, dass wir für eine Pause die Autobahn verlassen (beispielsweise auch auf unserer Fahrt 2011 nach Hamburg). Da macht es dann auch nichts aus, dass wir zwar ein paar Minuten später ankommen als andere, dafür sind wir aber erheblich entspannter.

Ich bin mit dem Schwärmen noch nicht fertig, da bringt uns Johanna (Tochter der Finks) auch schon das Essen. Genau so muss Wurstsalat aussehen und schmecken, mit dieser leichten Säure. Dazu gibt es super leckeres Brot. Das ist so toll, dass wir es, obwohl reichlich davon da war, ratzeputz aufgegessen haben. In manchen Ländern (z.B. Spanien) soll das ja unhöflich sein, ich hoffe aber, dass man das hier in Glöttweng als Kompliment für die wirklich wohlschmeckende Küche wertet.

Natur- und Barfußpark Landensberg


Frisch gestärkt wird überlegt, was wir an diesen regenfreien Minuten (2 Stunden immerhin schon regenfrei und laut Wetterbericht soll es erst um 17:00 Uhr wieder regnen) noch alles so anstellen können. Johanna ist uns dabei wirklich eine große Hilfe. Den Natur- und Barfußpark müssten wir unbedingt ansehen und in Leipheim soll es auch noch eine Straußenfarm geben. Was hält uns also noch? Erst gehen wir mal rüber, unsere Fußsohlen austesten und dann nachher nach Leipheim. Sind ja nur 30 km, davon das meiste Autobahn.

Der Natur- und Barfußpark liegt gerade mal 3 Minuten weg vom Adler, direkt an der B 10. Hier kann man auf vielleicht 100 bis 150 Metern barfuß über allerlei „Besonderheiten“ gehen und diese mit den Fußsohlen ertasten: Lehm, Steine, Rinden, Besen u.v.a.m.  Da Chicco hier aber nicht mit darf, gehen wir recht schnell wieder zurück zum Auto, das wir in der Nähe des Adlers geparkt haben.

Straußenfarm Donaumoos


Hernach fahren wir in knapp einer halben Stunde nach Leipheim. Obwohl man von der Ferne nur die riesigen Freiland-Gehege sieht, in denen hunderte Strauße umherrennen, ist dieStraußenfarm Donaumoos kein Zoo. Die Farm, eine der größten Straußenfarmen in ganz Deutschland, ist im Grunde genommen ein ganz „normaler“ Bauernhof , nur dass anstatt Rindern, Schweinen, Ziegen usw. die Nutztiere auf diesem Hof eben Strauße sind.

„Och die armen Piepmätze“, werden jetzt sicher die einen oder anderen wieder sagen, aber zur menschlichen Ernährung gehört nun einfach mal Fleisch (wenigstens hin und wieder) und in der Straußenfarm Donaumoos haben die Tiere, zumindest nach meinem Dafürhalten ein weitgehend artgerechtes Leben. Chicco darf hier leider auch nicht rein, aber er ist von den Eindrücken im Adler ohnehin so fertig (es gab auch Hunde dort), dass er es vorzieht, in seiner Box im Auto zu schlafen. Das trifft sich gut.

Die Straußenfarm betritt man, nachdem man 2,50 € Eintritt bezahlt hat, über ein automatisches Drehkreuz. Gleich danach gibt es rechter Hand etliche große Glasfenster, durch die man Jung-Strauße unterschiedlicher Altersstufen, von frisch geschlüpft bis einige Wochen alt, bewundern kann. Im gleichen Haus findet man auf Tafeln auch unzählige Informationen über Strauße, die man so noch gar nicht kannte.

Im Anschluss an das Gebäude beginnt der Rundgang an zahlreichen lichtdurchfluteten Ställen und riesigen Gehegen vorbei. Es macht mir den Eindruck, dass immer ein Straußenhahn (zu erkennen am farbenprächtigeren Gefieder) mit einigen Straußenweibchen zusammenlebt. Auf mich macht die ganze Anlage einen sehr tiergerechten Eindruck.

Sicher kommen aber dennoch wieder einige, die sagen „Ein Strauß kann 80 km/h schnell rennen und die Gehege sind so klein, dass er noch nicht mal 2 Minuten lang geradeaus rennen kann!“ Ich frage: „Muss er das? Und wie weit können Schweine, Rinder und Kühe in Mastbetrieben rennen?“ Weiter spricht für die Straußenfarm, dass die Tiere nicht ewig durch ganz Europa gekarrt werden, bevor sie geschlachtet und verarbeitet werden, bevor sie, wie ihre Mastbetriebs-Kollegen in den Tiefkühltheken der Discounter landen. Die Strauße werden nämlich (wenn es dann soweit ist, meist im Alter von etwa 15 Monaten) direkt in Leipheim verarbeitet.

Verwenden kann man von Straußen übrigens alles: Federn (Schmuck und Deko-Federn), Straußenleder, Fett (als Beigabe zur Straußenwurst), Eier und natürlich das Fleisch. Auch alles andere (Innereien, Knochen, Sehnen) kommt zur Weiterverarbeitung.

Begonnen hat die Straußenfarm Donaumoos, Leipheim 1993, also vor genau 20 Jahren mit 4 Elterntieren, heute leben dort einige Hundert Tiere. Für Kinder und auch für uns Erwachsene ein hochinteressantes Ausflugsziel. Hätten Sie gewusst, dass kleine Strauße im Alter von ein paar Wochen fast wie Igel aussehen oder dass Strauße an jedem Fuß nur 2 Zehen haben, wovon nur ein Zeh einen Nagel hat? All das kann man in der Straußenfarm Donaumoos nämlich auch entdecken.

Spaziergang


Bevor wir nach Hause fahren, muss Chicco unbedingt nochmal „Gassi“ gehen. Dazu bieten sich der Herdweg südlich der Straußenfarm geradezu an. Hier kann man übrigens auch gut und kostenlos parken. Momentan blüht gerade der Holunder. Bei einem anderen Strauch, den ich leider nicht kenne, sieht man Früchte bzw. abgefallene Fruchtstände. Nicht so prickelnd bei diesem Spaziergang empfinde ich den Anblick der Kühltürme des nur 12 km entfernten Kernkraftwerks Gundremmingen.

Unser „Fährtle“ geht langsam zu Ende, über die Autobahn wär’s nach Hause gerade mal eine Stunde. Da wir vorhin auf der A8 (in Gegenrichtung Richtung München) aber mächtig Stau hatten, wählen wir den Alternativ-Weg über die B 10: Leipheim. Günzburg, Leinheim, Burgau, Roßhaupten. Keine Ahnung, wo wir sind, als plötzlich – das gibt’s doch nicht! – links neben uns ein vertrautes Gebäude auftaucht: Der Adler!

Im Adler versteht man auch Cappuccino und Kuchen zuzubereiten


Das muss wohl so sein. Das ist bestimmt Fügung. Wir halten ein zweites Mal hier an und Johanna erkennt uns gleich wieder. Sofort bekommen wir für Chicco einen riesigen Napf Wasser, so groß, dass unser Yorkie ihn auch als Planschbecken benutzen könnte. Gierig stürzt Chicco drüber. Für uns selbst gibt es Cappuccino und Erdbeerkuchen. Selbstgemacht und superlecker! Nicht so ein pappsüßes Zeug, wie man es manchmal von den Großbäckereien bekommt. Auch hier erhält der Landgasthof „Adler“ 5 von 5 möglichen Punkten.

Als wir auf dem Heimweg Horgau passieren, fängt es (wie angekündigt) wieder an zu regnen. Trotzdem, das war erneut ein ganz toller Ausflug. Im Ganzen zwar nur 6 Stunden, aber uns ist’s als ob wir im Urlaub waren. Neue Kraft, neue Energie getankt – aus einem kurzen Fährte direkt vor die Haustür.


TAGESAUSFLÜGE – FÄHRTLE
REISEBERICHTE AUS DEUTSCHLAND

Eine Reaktion zu “Zum Adler von Glöttweng und den Straußen von Leipheim”

  1. Fink Irmgard/ Gastwirtin

    Sehr geehrte/r Frau und Herr Hengl,

    vielen dank für Ihre E-Mail. Wir haben uns sehr gefreut, dass Sie auf Ihrer kurzen Sonntagsreise solch schöne Eindrücke von unserer Umgebung gewonnen haben.
    Vielleicht führt Sie ja wieder mal ein Weg an uns vorbei. Traktortreffen gibt es nur einmal im Jahr. Kleine Anmerkung unsere Tochter (Bedienung) heißt Johanna, die zweite Tochter (Küche) ist unsere Kathrin. Ist schön, dass sie von unserer Tochter nett bedient worden sind. Darauf sind wir sehr stolz, dass unsere drei erwachsenen Kinder mit Gästen gut umgehen können.

    Viele Grüße aus Glöttweng

    Familie Fink