Homepage / Suche / Gästebuch / Impressum

001-J


Ich lass das Bahnhofsgebäude lasern


Die Fernbahnbrücke ist besser geworden als ich es mir jemals erträumt hatte. Okay, sie war schweineteuer, aber sie entspricht genau dem, wie ich mir die viergleisige Brücke vorgestellt habe. Lasern scheint also die Methode zu sein! Warum also nicht das Bahnhofsgebäude lasern? Auch wenn das unsagbar teuer wird und ich das Geld dafür nicht habe, ne Zeichnung kann ich doch machen. Das kostet schließlich nichts. Also mach ich mich ran.

Dass das Umzeichnen der Original-Bauzeichnungen, die ich mir während meines Studiums im Geheimen Staatsarchiv in Berlin besorgte so lange dauert (fast zwei Jahre!), hätte ich im Traum nicht gedacht. Aber jetzt sind sie soweit fertig.

Ich kann mich an meinem Werk nicht sattsehen, denn – in aller Bescheidenheit – meine Corel-Draw-Zeichnungen des Anhalter-Bahnhof-Gebäudes sind einfach der Hammer! Dass ich die Gebäudeabmessungen leicht verändern musste – der Bahnhof soll ja genau über meine Gleise passen – sieht man der Zeichnung nicht an. Ales wirkt harmonisch und stimmig und jeder, der sich auch nur vage mit dem Gebäude befasst hat, wird es wiedererkennen. Ich bin am Anschlag stolz.

Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Die Laseranlage meines Modellbauers kann nur maximal 350 mm Breite verarbeiten. Folglich muss ich das Gebäude stückeln. Im Corel-Programm kein Problem, aber wie wird sich diese Stückelung auf das gelaserte Gebäude auswirken?

Gegen Ostern bin ich dann über meinen Schatten gesprungen und habe (wieder mal) etwas gemacht, was so gar nicht zu meinem Lebensstil passen will, ich habe die Teile für das Südportal bestellt. An die Kosten darf ich gar nicht denken.

Die gelaserte Südfassade


Mitte 2008 kommen die gelaserten Teile dann an. So ganz begeistert bin ich nicht. Die Nahtstellen zwischen den einzelnen Teilen sind deutlich zu sehen und das Südportal sieht aus wie ein Stück Holz mit Rundbögen, aber nicht wie ein Bahnhofsportal, auch dann nicht, wenn ich an den Fensterbögen ersatzweise Papier-Fenster einsetze. Das ernüchtert mich schon. Was das Südportal eines phänomenalen Bahnhofsgebäudes werden sollte, ist und bleibt ein Brett.

Da ich nichts anderes habe und das „Brett“ nun mal da ist, habe ich die Nahtstellen mit Polyester-Spachtelmasse, wie man sie teilweise auch zur Autoreparatur einsetzt, zugeschmiert und verschliffen. Das macht die Sache aber auch nicht besser. Die Südfassade ist und bleibt ein zweidimensionales Brett.

Die Sichtseite des Südportals muss irgendwie dreidimensionaler werden. Es sind ganz offensichtlich die Simse, die Galerien, die Terrakotten und all der andere Schnickschnack, die den Flair dieses Gebäudes ausmachen. Also geht erneut ein Laser-Auftrag raus, dieses Mal eben für die Simse, die Galerien, die Terrakotten und all den anderen Schnickschnack.

Mit den in die dritte Dimension aufgebauten Schichten macht das Südportal schon was her. Auch sieht das Südportal auch dadurch besser aus, dass nun die Kanten zischen den einzelnen Laserteilen verspachtelt und geschliffen sind.

Mit jeder Lage wird das Projekt aber teurer und teurer. Zur Abrundung der Front habe ich dann noch aus 0,2-mm-Furnieren die Bögen um die Durchfahrten, die Fenster und oben am Dachrand lasern lassen. Sind es an den Fenstern und Durchfahrten jeweils 5 Schichten, brauche ich am Dachrand mit all den Verzierungen schon 8. Das geht ins Geld!

Um das im Original mehrere Meter dicke Südportal darzustellen (im Modell 32 mm), müssen zwischen die 1-mm-Flugzeugsperrholz-Brettchen 3 cm dicke Distanzleisten geklebt werden. Zusätzlich muss die Fensterebene nach innen verlagert werden, schließlich will ich, wenn man dann später durch die Fenster blickt, auch sehen, dass die Mauer dicker ist als die Fenster.

Alles in Allem dauert das Zeichnen der Teile, das Herstellen und das Zusammenkleben über ein Jahr und noch ist der Bahnhof bei weitem nicht fertig. Die Stellprobe mit meinen preußischen Loks zeigt mir aber, dass ich wohl auf dem richtigen Weg bin, auch wenn das Gebäude etwas kleiner als 1:160 gewählt wurde. In meinen Augen stimmen die Proportionen.

Das Bahnhofsgebäude im Rohbau


Im September habe ich dann die Rundbögen über den Gleisen eingesetzt. 5 Meter dicke Mauern. Das ist jetzt schon was anderes als nur das ursprüngliche Brett. Ja, ich habe Blut geleckt!

Inzwischen bin ich regelrecht zum „Modellbahn-Junkie“ verkommen. Wie Junkies ihren Schuss brauchen, brauche ich für mein Bahnhofsgebäude nun immer mehr Details. Und obwohl das Projekt mit jeder Lage teurer und teurer wird, kann ich nicht mehr aus..

Zur Abrundung der Front habe ich dann noch aus 0,2-mm-Furnieren die Bögen um die Durchfahrten, die Fenster und oben am Dachrand lasern lassen. Sind es an den Fenstern und Durchfahrten jeweils 5 Schichten, brauche ich am Dachrand mit all den Verzierungen schon 8. Mann, geht das ins Geld! Aber ich kann nicht mehr zurück. Zu weit bin ich schon gegangen.

Jetzt müssen auch die Seitenwände hergestellt werden. Alles in Allem dauert das Zeichnen der Teile, das Herstellen und das Zusammenkleben über ein Jahr und noch ist der Bahnhof bei weitem nicht fertig. Die Stellprobe mit meinen preußischen Loks zeigt mir aber, dass ich wohl auf dem richtigen Weg bin, auch wenn das Gebäude etwas kleiner als 1:160 gewählt ist. In meinen Augen stimmen die Proportionen und das ist für mich das Ausschlaggebende.

Der Glaser kommt


Heute Nachmittag habe ich an der Südfassade schließlich Fenster eingeklebt. Dass diese nur auf Folie gedruckt und dann zusätzlich laminiert sind, sieht man nicht. Die Schwierigkeit bei den Fenstern bestand darin, dass sich die Folie beim Drucken mittels Laserdrucker minimal verzieht und die „Fenster“ somit nicht mehr recht in die Fensterrahmen passen wollten. Mehrmals musste ich deshalb die Zeichnungen im Computer so verzerren, dass sie ausgedruckt dann exakt passen.

Auch wenn man es dem Südportal nicht ansieht und manche Teile etwas schief sind, hat mir die Fassade bei meinen zwei linken Händen so einiges abverlangt. Im Detail sind Fehler sichtbar, diese verschwimmen aber, wenn man vor der Anlage sitzt und das Ganze als das sieht, was ich vorhatte, darzustellen. Ich wollte mir eine Illusion schaffen und die ist bei meiner Anlage allemal gegeben.

Das Bahnhofsgebäude ist schon weitegehend gediehen, aber sonst ist nicht viel gelaufen in diesem Jahr. Dazu kommt, dass sich meine Prioritäten verändert haben. Ich habe nämlich vor, nachdem mein Kenia/Tansania-Urlaub2002 nicht so der Burner war, nächstes Jahr noch einmal in die Serengeti zu fahren, dieses mal aber „Mit Schlafsack und Zelt“. Auf diesen Lebenstraum habe ich nun alles ausgerichtet. Die Eisenbahn kann warten. Wer weiß, ob in ein paar Jahren altersbedingt überhaupt noch reisen kann, und außerdem tut mir das Basteln im kalten Keller auch nicht gut, weder physisch noch psychisch.


Umblättern innerhalb des Themen-Blocks 1
< zurück blättern vorwärts blättern >

Weitere Themen-Blöcke auswählen
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
VOM VERSUCH, DEN ANHALTER BAHNHOF IN SPUR N ZU BAUEN – STARTSEITE