3. Wilhelmshavener Schweinswaltage (2019)
Sonntag 14.4.2019
Um 8.25 fahren wir mit 190.544 km am Hotel weg. An der Jet-Tankstelle noch kurz auftanken und dann geht´s weiter Richtung Norden. Es ist scheißkalt. Südlich von Paderborn (es ist 10:09 Uhr und wir haben Kilometerstand 190.689) liegt sogar noch Schnee auf den Hängen.
Taverne Mykonos, Osnabrück
Wir haben – wie so oft – mal wieder Dummenglück – und bekommen einen Parkplatz direkt vorm Lokal, das genau in diesen Minuten aufgemacht hat. Momentan sind wird die einzigen Gäste.
Auch bei der Auswahl dieses Lokal habe ich offenbar ein äußerst glückliches Händchen gehabt. Das Ambiente ist typisch griechisch, sodass man sich gleich im Urlaub fühlt, und die Karte preisgünstig und vom feinsten und nicht zuletzt sind die Betreiber einfach kundennah und herzlich.
Nachdem wir exklusiv gegessen haben, macht die Fahrt nun so richtig Spaß. Im im Radio (NDR 1- Niedersachsen) läuft „Die Musik meines Lebens“, ein Oldie nach dem andern, zu denen wir – okay, nicht immer ganz textsicher – laut mitgröhlen, dass beim Panda fast das Blech wegfliegt: Elton John, David Bowie, Dexys Midnight Runners, Katie Melua, Scorpions, Ina Deter Band, France Gall, Eddie Cochran, Blondie, Heinz Rudolf Kunze, Fats Domino, Melanie Safka, Fleetwood Mac und, und , und …
Okay, bei „Rhinestone Cowboy“ sind wir uns dann nicht ganz einig, wer das wohl singt. Ich meine „John Denver“, bin mir aber nicht ganz sicher. Das muss ich zu Hause googeln. Pech gehabt, der Sänger ist Glen Campbell.
Noch eine letzte Pause bei Raststätte Huntetal und um kurz vor halb drei kommen wir dann im home hotel in Wilhelmshaven an. Im Hof gibt´s einen kostenlosen, großen Parkplatz direkt am (gemalten) Meer.
Home Hotel, Wilhelmshaven
Wir stellen das Auto ab und gehen um das Haus herum vorne zur Rezeption. Der Mann an der Rezeption des home hotels ist so was von witzig. Mit einem Modell einer Zimmertür zeigt er uns, wie man diese mittels der Magnetkarte öffnet. Aber nicht nur das. Wir beiden Alten bekommen (ohne Mehrpreis) auch noch ein Upgrade auf das wesentlich größere behindertengerechte Zimmer 120. Wir nehmen aber zu seinen Gunsten an, dass er uns nicht als Tatterich einstuft, sondern uns einfach einen Gefallen tun will, weil wir so lange, 5 Tage, da sind.
Wir packen die Koffer aus und richten uns in dem riesen Zimmer – mit Schränken und eigener Küchenzeile – erst mal gemütlich ein, lesen unsere Urlaubsplanung – die ich immer schon minutiös zu Hause mache – und lassen den Herrgott einen guten Mann sein. So vergeht die Zeit schneller als man eigentlich annimmt.
Wilhelmshaven
Jedenfalls machen wir uns um kurz vor vier zu Fuß auf Richtung Besucherzentrum, wo Frank Blache heute Abend einen Vortrag hält. Der Mann an der Rezeption hat gesagt, dass man bis dorthin nur etwa 40 Minuten läuft.
Mit seiner Einschätzung hatte der Mann an der Rezeption sowas von recht, dennoch kommt es uns bei der Kälte wie eine Ewigkeit vor, bis wir endlich bei der Kaiser-Wilhelm-Brücke in der Nähe des Marinemuseums und des Wattenmeer-Besucherzentrums ankommen.
Von der Kaiser-Wilhelm-Brücke herunter sieht man die Schiffe der Marine und rechts hinten auch das Backsteingebäude, das wohl das Wattenmeer-Besucherzentrum sein müsste. Da mich militärische Themen aber weniger interessieren, mach ich lediglich von der Kaiser-Wilhelm-Brücke aus mein Foto und das war´s dann.
Schweinswaltage, Wilhelmshaven
Das Wattenmeer – nicht Land, nicht Meer, oder doch beides? – ist einer der letzten ursprünglichen Naturlandschaften Mitteleuropas, Laich- und Geburtsstätte sowie Lebensraum von Millionen von Tieren.
Vielleicht aus diesem Grund hat die UNESCO 2009 das Wattenmeer als Weltnaturerbe anerkannt. Im Rahmen dessen sind in Cuxhaven und eben auch hier in Wilhelmshaven Weltnaturerbe-Besucherzentren entstanden. Über dem Eingang prangt ein riesiges Bild vom Watt, welches die ganze Front einnimmt.
Diese sieht man allerdings erst, wenn man von der Promenade aus zwischen dem Hotel „Lachs“ und dem Hotel „Seestern“ die Treppen runter zum Vorplatz des Wattenmeer-Besucherzentrums geht.
Bis zu Franks Vortrag heute Abend haben wir noch etwas Zeit und so gehen wir – auf der Südstrandpromenade würde man unweigerlich erfrieren – ins „Le Patron am Meer“, ganz am Anfang der Promenade, noch ein Bier und einen Kakao trinken. Mir persönlich ist das Lokal aber zu schnöselig, sodass ich da nicht mehr hin möchte.
Auf dem Weg Richtung Besucherzentrum sehen wir vom Südstrand aus draußen im Meer den Bremer „Weserkahn Franzius“, mit dem wir morgen auf Schweinswal-Tour gehen wollen. Um halb sieben – regulär schließt das Besucherzentrum um 17:00 Uhr – kommen wir dann mithilfe der Leute von den Jadewalen endlich ins Haus. Zum Glück, denn draußen ist es ob der Kälte und des Winds recht ungemütlich.
Schweinswaltage, Wilhelmshaven – Fotoausstellung von Annemieke Podt
Überall in den Fluren des Besucherzentrums sind phänomenale Aufnahmen von Schweinswalen ausgestellt. Sie stammen von Annemieke Podt, Vorstandsmitglied der niederländischen Gesellschaft Stichting Rugvin (Stiftung „Rückenfinne“). Podt hat die 38 ausgestellten Aufnahmen im Rahmen eines Fotoidentifikationsprojekts von Schweinswalen in der Oosterschelde erstellt.
Schweinswaltage, Wilhelmshaven – Franks Vortrag
Einer der Hauptgründe, von Süddeutschland 800 km an die Nordsee zu fahren, war für uns Frank Blaches Vortrag „Vom Blau- bis zum Schweinswal – Wale weltweit“, den er heute Abend im Besucherzentrum halten wird. Frank ist seit Jahren Fotograf und Autor bei den Meeresakrobaten und inzwischen ein guter Freund.
Obwohl der Vortrag unmittelbar bevorsteht und ich an Franks Stelle vor Lampenfieber zerspringen würde, hat Frank noch Zeit für ein kurzes Gespräch mit Susanne und Finn. Eingeladen wurde Frank von der Aktionsgruppe Jadewale und dessen treibender Kraft Michael Hillmann. Auch Michael ist erfreut darüber, Susanne und Finn kennenzulernen.
Nur noch 20 Minuten bis zum Vortrag. Tina und Frank checken noch letztmalig die Technik, schließlich soll ja nichts schiefgehen nachher. An der Leinwand kann man bereits erkennen, was uns nachher erwartet: „Faszination Whalewatching – Vom Schweinswal bis zum Blauwal“.
Um Frank etwas vorzustellen, möchte ich auf einem 2003 bei dem Meeresakrobaten veröffentlichten Artikel zurückgreifen:
Seit 1995 macht sich Frank Blache jedes Jahr auf, um Wale und Delfine in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten und zu fotografieren. Seine erste Tour führte ihn nach Andenes (Nordnorwegen), wo er Pottwalen in freier Wildbahn begegnete. Im Laufe der Zeit stockte Frank sein Foto-Archiv mit Bildern von Grauwalen, Blauwalen, Grindwalen, Südlichen Glattwalen, Buckelwalen, Zwergwalen, Orcas, Dall-Hafenschweinswalen, Gemeinen Delfinen und Großen Tümmlern auf. Er war bereits in Alaska, Argentinien, Australien, Südafrika, Island, ja sogar in der Antarktis. Bei einer Reise in die Arktis hoffte er, mit Narwalen, Belugas und Grönlandwalen Bekanntschaft machen zu können.“ |
19:00 Uhr. Endlich ist es so weit. Frau Dr. Juliana Köhler und Roger Staves vom Wattenmeerzentrum sagen ein paar einleitende Worte zu den 3. Wilhelmshavener Schweinswaltagen, stellen dann den Referenten vor und dann geht´s los.
Frank beginnt seinen Vortrag damit, dass er bereits seit seiner Kindheit von Walen fasziniert sei und aus diesem Grund – in seiner Freizeit – seit einem Vierteljahrhundert auf allen Kontinenten unterwegs war, um mit der Kamera Wale in freier Wildbahn zu fotografieren. Auch wenn Frank in seiner ruhigen Art das krasse Gegenteil ist von – für mich manchmal völlig überdrehten Naturfilmern – merkt man Frank dessen Begeisterung an und seine Bilder sprechen für sich. „Die Begegnungen mit Walen und Delfinen im Ozean sind für mich magische Momente, die man nie mehr vergisst“.
Bei seinem Vortrag kann man den erfahrenen Weltenbummler auf seinen Reisen um die Welt zu den faszinierenden Walen und Delfinen begleiten. Über 20 verschiedene Wal- und Delfinarten konnte er schon in Freier Wildbahn fotografieren. Seine Reiseberichte und Fotos findet man in Büchern, Magazinen, Kalendern, Apps. Ganz besonders stolz sind wir, dass Frank seine Bilder auch ausgewählten Websites wie den Meeresakrobaten zur Verfügung stellt, beispielsweise in der dortigen Fotogalerie und in seinen dort veröffentlichten Reiseberichten. Als Beispiel möchte ich exemplarisch Bilder von seiner 2003 durchgeführten Mexikoreise zeigen, wo er für sich erstmal auch den inzwischen weltbekannten Blauwal „White Eyes“ fotografieren konnte.
Aber nicht nur Bilder sind es, die Frank in seinem Vortrag zeigt, er spricht auch die Gefahren an, denen die intelligenten Säuger ausgesetzt sind, gibt Tipps, wie jeder einzelne etwas zum Schutz dieser einmaligen Tiere beitragen kann, und – wichtig für mich, der auch sehr gerne fotografiert – worauf bei der Auswahl der Whalewatching-Anbieter zu achten ist und welche Fotoausrüstung zweckmäßig ist, damit eine Walbeobachtungs-Tour von Erfolg gekrönt ist.
Nach dem Vortrag geht Frank mir den Jadewalen noch essen, wir machen uns auf, zu Fuß zurück zu unserem Hotel.
Wilhelmshaven bei Nacht
War die Kaiser-Wilhelm-Brücke heute Nachmittag schon beeindruckend, ist sie für mich, jetzt mit der kargen Beleuchtung bei Nacht noch faszinierender. Schlimm ist nur, dass man den Eindruck hat, bei der Kälte – und dem Wind – würde der Weg zurück zum Hotel niemals mehr enden.
Leider hat die Bar im Hotel, als wir nach etwas mehr als einer Dreiviertelstunde dort ankommen, heute schon zu. Alternativ bietet sich für ein Feierabendbier aber das „Kling-Klang“ an, beim Hotel diagonal an der Kreuzung gegenüber.
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