Montag, 5. Dezember 1988
Schlaflos und Übermüdet
Die Nacht war unruhig. Ich hatte Albträume und konnte bei der Hitze einfach nicht mehr schlafen. Ich bin klitschenass, das Bett auch. Ich schwitz’ und schwitz’ und schwitz’. Ich muss erst mal duschen. Aber das hilft mir auch nicht viel.
Wieder im Bett ist an Schlaf immer noch nicht zu denken. Zu sehr beschäftigt mich das, was ich gestern hier gesehen hab’. Die Hitze ist und bleibt unerträglich. Von Deutschland hab’ ich noch eine „Hör Zu“ mitgebracht, in der ich nun blättere. Im Walkman läuft leise Musik zur kommenden Weihnacht. Bei Klängen zu „White Christmas“ schwitz’ ich weiter, bis mich der Schlaf dann doch noch übermannt.
Warteschlangen und Milkfish
7:30 Uhr früh. Nach dem Frühstück schlender’ ich noch etwas durch Manila. Um halb zehn soll das PAL Office (Philippine Airlines) aufmachen, wo ich meine Flugtickets besorgen will. Vorher geh’ ich unter anderem aber noch ins „Pistang Philippino“, einen Kunsthandwerk-Laden in der Mabini-Street.
Dort kauf’ ich für Bärbel ein grünes Kleid. Wer weiß, wann ich wieder Gelegenheit hab’, was zu suchen, das ich ihr mitbringen kann. Danach geh’ ich in die Coco-Bank, Geld eintauschen, damit ich was hab’, wenn ich nachher im PAL Office die Tickets kaufen will.
„In der Gegend rumschlendern“ hätt’ ich wohl besser nicht tun sollen. Als ich um 8:00 Uhr am PAL Office vorbeikomme, stehen dort schon 100 Leute. Also heißt es anstehen und warten. Das hat mich schon in Deutschland genervt. Samstagmorgens an den Supermarktkassen. Und jetzt geht’s hier weiter. Wenigstens hat sich das Warten gelohnt, und meine nächsten drei Flüge sind gebongt. Allerdings hätt’ ich das eingetauschte Geld nicht gebraucht. Zum ersten Mal hab’ ich mit einer Kreditkarte gezahlt. Dass das klappt, macht mich stolz. Die Flüge kosten 1.900 ₱ (rund 160 DM).
Die Zeit will und will nicht vergehen. Was tun? Wenn mir in Deutschland langweilig ist und ich nicht weiß, wie die Zeit totschlagen, dann geh’ ich immer futtern. So geh’ ich also zurück nach Malate und ess’ im Restaurant meines Hotels für 43 ₱ „Inihaw Na Bangas“, einen gegrillten Milk Fish, gefüllt mit kleingehackter Papaya. Dazu gibt’s Reis. Die ganze Sache ist recht trocken. So brauch’ ich noch zwei Cola, damit ich das ganze überhaupt runter bekomme. Besonders niedlich an dem Gericht sind zwei kleine, circa traubengroße, grasgrüne „Zitrusfrüchte“ mit orangenfarbenem Fruchtfleisch. Diese sind in Baumwoll-Säckchen gestopft, so dass dir beim Saft auspressen die Kerne nicht ins Essen fallen. Anschließend fahre ich mit einem Jeepney zum Flughafen.
Flug nach Puerto Princesa
Der Check-In ist erledigt und ich sitz’ nun da im Warteraum des Domestic-Airports und warte auf die Maschine nach Puerto Princesa auf Palawan. Unter den Leuten hier ist auch ein deutsches Pärchen. Sie wollen in den Riffen vor der Insel tauchen, sagen sie. Was ich in Palawan machen will, werd’ ich gefragt. Ich weiß es nicht. Hab’ nach der gestrigen „Manila“-Enttäuschung keine konkreten Vorstellungen mehr vom Urlaub hier.
Dort drüben sitzt eine Frau mit einem total entstellten Gesicht. Ihre Unterlippe sieht aus wie eine Schüssel. Ich hab’ so was noch nie gesehen. Ich muss mich zwingen, normal zu gucken.
Weil ich den Anblick nicht ertragen kann, lauf’ ich noch etwas in der Abflughalle umher und guck’ die technischen Dinge an. Unter anderem fällt mir eine Ankündigung der Fluggesellschaft auf, worauf zu lesen steht:
Wundern sie sich nicht, wenn im Flugzeug der eine oder andere Platz frei bleibt, obwohl man ihnen gesagt hat, die Maschine sei ausgebucht. Bei stürmischem Wetter müssen wir aus Gewichtsgründen diese Maßnahme vornehmen, da wir mit dem vorhandenen Treibstoff einen Ausweichflughafen nur dann erreichen können, wenn die Maschine nicht voll besetzt ist. |
Toll! da kann ja noch einiges auf mich zukommen. Inzwischen ist der Abflug ist ca. eine Stunde verspätet, aber gegen Dreiviertel vier nachmittags geht’s dann doch los. Nach acht Minuten Flugzeit liegt unter uns der Taal-See und der Taal-Vulkan. Ein toller Anblick. Leider ist’s zum Fotografieren etwas zu dunstig. Das Wetter wird auch immer schlechter, die Wolken verdichten sich, und wir kommen in einen Sau-Nebel. Kann nur hoffen, dass der Pilot auch so den Weg findet. Ob’s Radar gibt in den Philippinen?
Gelandet
Nach 1½ Stunden ist die Maschine in Puerto Princesa gelandet. Draußen bietet sich ein Bild, genauso, wie man sich Tropen vorstellt. Palmen, Bambushütten und ein Flughafen, der gerade aus einer Landebahn und einer Baracke besteht. Es würd’ mich nicht wundern, drüben in der „Cantina“ Leute wie „Indiana Jones“ oder „Quatermain“ zu treffen.
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