Irland, 13. August 2012
Dummenglück
Nach der Whale-Watching-Tour in Ventry fahren wir wieder zurück nach Dingle, wo wir nochmal am Hafen parken. Während ich das Parkticket löse, zum Auto zurückbringe und hinter die Windschutzscheibe lege, geht Susanne schon mal vor zum Informationsbüro. Als sie rauskommt, strahlt wie „Honigkuchen“. Da muss etwas passiert sein! Tatsächlich, in 20 Minuten wird die letzte Tagestour zum berühmten Fungie angeboten. (Ja, er wird mal mit einem “e”, mal ohne geschrieben wird). Was haben wir bloß für ein Dummen-Glück. Das war der Traum von Susanne! Einmal im Leben in Dingle zu Fungi rauszufahren.
Dass ich im Anschluss an die Delfin-Ausfahrt noch drei bis vier Stunden mit dem Mietauto zurückfahren muss nach Brahalish, ist Susanne jetzt erst einmal egal – und ich denk auch nicht sonderlich dran. Fungi hat jetzt oberste Priorität.
Für den Ort Dingle haben wir jetzt leider keine Zeit mehr. Uns bleibt nur noch ein kurzer Blick zurück in die Strand Street, dann gehen wir auch schon zur Anlegestelle. Die Ausfahrt dürfen wir auf keinen Fall verpassen. Nervös und voller Vorfreude warten wir am Pier hinterm Informationsbüro. Rechts auf der Absperrung hockt eine Krähe und schaut – wie wir – Richtung Meer
Fungi
Um 17:45 Uhr besteigen wir die „Lady Laura“ für eine einstündige Tour. Wir sind etwa 20 Leute, obwohl sehr viel mehr auf das Schiff draufpassten. Und dann geht´s los. Exakt 29 Minuten nach dem Ablegen sehen wir zum ersten Mal ein schwarzes Dreieck aus dem Wasser lugen: Fungi!
Fungi ist ein Beispiel dafür, wie zutraulich Große Tümmler den Menschen gegenüber sein können. Er hätte jederzeit die Möglichkeit, die Bucht zu verlassen, doch er zieht es vor, hier zu bleiben, und das seit 1983 schon.
Ich habe ´ne Menge Bilder gesehen, auf denen Fungi unmittelbar neben einem Boot schwamm, so nahe, dass er gar nicht mehr vollständig aufs Bild passte. Heute hat er dazu wohl keine Laune. Ich schätze, dass er beim Fressen ist. Na ja, aber wenigstens haben wir ihn gesehen, wenn auch nur die Finne. Wir wissen aber, er ist da!
Über eine halbe Stunde halten wir uns in der Gegend auf. Mal sieht man Fungies Finne ganz weit drüben im Hafen, mal zwischen der roten und er grünen Boje ganz auf der anderen Seite. Fungi scheint sein Spielchen mit uns zu treiben. Als Fotograf, na ja Hobby-Fotograf, ist man´s gewohnt, bei bewegten Tieren „mitzuziehen“. Das habe ich immer schon so gemacht, insbesondere bei meinen Wildtier-Aufnahmen in der Serengeti und meinen Delfin-Aufnahmen in Ligurien. Das geht bei Delfinen so: Sieht man eine Finne im Wasser, die sich beispielsweise nach links bewegt, macht man die Bewegung mit der Kamera mit und hält sie bei, auch dann, wenn die Finne untergetaucht ist. Irgendwann muss der Delfin zum Atmen ja wieder nach oben, und dort fotografiert man dann. Ich warte und warte und warte. Plötzlich ein Schrei. Fungi! Er ist aufgetaucht – aber hinter uns! Dort hätte ich ihn jetzt am allerwenigsten erwartet. Fungis „Auftauch-Stelle“ ist unvorhersehbar, außer, …
… tja außer wenn man wie unser Skipper den Delfin seit Jahren oder gar Jahrzehnten kennt. Man kennt das von seinem eigenen Hund. Wenn man diesen beispielsweise zum Rennen animieren will, dann rennt man in übertriebener Weise plötzlich los und der Hund rennt mit. Genau so macht es der Skipper mit seinen Boot. Sieht er Fungi neben sich, beschleunigt er voll, und Fungi auch. Bremst der Skipper dann das Boot abrupt ab, springt Fungi neben dem Boot aus dem Wasser. Dass das funktioniert, darauf kann man einen lassen!
Die beiden hören gar nicht mehr auf mit ihrem Spielchen. Eine Stunde hätte die Fahrt dauern sollen. Jetzt sind wir schon 90 Minuten draußen.
Dass wir schon seit 5:00 Uhr heute früh auf sind, dass wir noch „Ewigkeiten“ nach Hause fahren müssen, dass es dunkel wird und dass es abends ständig regnet in Irland und man dann die Fahrbahn nicht mehr richtig sieht, das haben wir total vergessen. Wir sind völlig hingerissen.
Glücklich daheim in Brahalish
Die Heimfahrt nach Brahalish war eine der anstrengendsten Autofahrten meines ganzen Autofahrer-Daseins. Hochkonzentriert, ständig darauf achtend, links zu fahren, aber nicht so weit links, dass man die Büsche streift und auch nicht so weit rechts, dass man in die blendenden Scheinwerfer des Gegenverkehrs knallt, das ist ganz schön strapazierend. Nicht nur für die eigenen Nerven, sondern auch für die der Beifahrerin. Wenn ich euch jetzt noch sage, dass mir in der Nähe des Torc-Wasserfalls bei strömendem Regen und schlechter Sicht auch noch zwei Rehe vor´s Auto gelaufen sind, dann wisst ihr, was ich wir uns da aufgehalst haben. (Keine Angst, ich konnte in genügendem Abstand anhalten und die Warnblinke einschalten, sodass die „Alt-Bambies“ gefahrlos die Straße überqueren konnten.)
Gegen 23:00 Uhr endlich kommen wir in der Carbery Cottage an. Das Guinness in den Büchsen im Kofferraum ist angenehm kühl und für die zwei Flaschen, die wir gestern in Clear Island gekauft haben, haben wir jetzt auch einen Flaschenöffner. Morgen kommt ein neuer Tag, morgen dann, aus Anlass des 20. Hochzeitstags, werden wir den Ring machen, den Ring of Kerry.
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