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Irland, 13. August 2012

Ventry


Dingle wäre es sicher wert, dass man hier noch länger umherschlendert und vielleicht auch noch den einen oder anderen Pub besucht, aber uns sitzt die Zeit im Nacken. Da nicht sicher ist, ob Blasket Islands Eco Marine Tours nun vom Pier in Ventry oder vom Cuan Pier auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht ablegt (das hängt von den Witterungsbedingungen ab) und wir mindestens ½ Stunde vor Abfahrt dort sein sollen, gehen wir „auf Nummer Sicher“ und fahren lieber rechtzeitig nach Ventry rüber.

Das war auch gut so, denn zwischen Dingle und Ventry gibt es nun „tausend“ Fahrradfahrer, die man wegen der sehr schmalen Straße nicht überholen kann, zumindest ich mach´s nicht – nicht mit dem fremden Auto.

In Ventry weist ein links an der Straße stehender Aufsteller darauf hin, dass Blasket Island Eco Tours genau hier abfährt. Keine 50 m dahinter ist linkerhand ein geschotterter Platz, auf dem man super parken kann. Schräg gegenüber ist eine Post. Da passt wirklich alles.

So, die Ansichtskarten sind weg, jetzt ist es Zeit, sich über unser Lunchpaket herzumachen. Am meisten machen mich die Kugeln an. Es sind so genannte Scotch Eggs, eine besondere Lunchpaket-Spezialität der englischen Küche. Julia hat sie eigens für uns gemacht! Scotch Eggs sind tennisballgroße Kugeln mit einem hartgekochten Ei in der Mitte, das Ganze mit Wurstbrät umhüllt, paniert und anschließend frittiert.

Wir warten mümmelnd am Pier. Obwohl wir eine halbe Stunde vorher da sein sollten und es jetzt exakt 12:30 Uhr ist, ist von einem Boot oder sonst einem Mitarbeiter von Blasket Islands Eco Marine Tours weit und breit nichts zu sehen. Das hat fast schon italienische Züge. Gegenüber am Carhoo-Strand sehen wir eine Gruppe Reiter. Reiten am Meer ist in Irland sehr beliebt und wird vielfach auch für Touristen angeboten.

Whale Watching die Zweite – Das Meer tobt


Endlich tut sich was am Pier: Eine Familie kommt an und möchte die Tour ebenfalls mitmachen. Dann sind wir hier wohl auch richtig. Allerdings hätte das Briefing schon längst stattfinden sollen. Die Information, dass sich das Boot etwas verspäte und das Boot kommen fast gleichzeitig. Die wenigen Fahrgäste steigen aus und wir steigen ein. Unsere zweite irische Whale Watching Tour geht los. Zunächst um Slea Head, die äußerste Südwestecke der Dingle-Halbinsel, herum, dann Richtung Blasket Islands. Die See ist rau, sehr rau. Captain Mick und Begleiterin Britta vertrösten uns aufs offene Meer. Dort sei der Wellengang moderater.

Eine dreiviertel Stunde sind wir jetzt schon unterwegs und von den Wellen bereits mächtig „verschaukelt“  worden. Tiere haben wir bisher noch keine gesehen. Britta, die „Biologin“ an Bord, erzählt uns, dass sie gestern Wahnsinns-Sichtungen hatten und der junge Ire an Bord (rote Haare, Kinnbart, Stefan-Raab-Grinsen) wird nicht müde, davon zu erzählen, dass hier 1969 Ryans Daughter gedreht wurde. Das interessiert mich aber nicht die Bohne, erstens waren die Sichtungen „gestern“ immer besser und zweites ist David Leans Schmachtfetzen (ähnlich Dr. Schiwago, der auch von Lean stammt) schon 43 Jahre alt, da hat der Ire ja noch gar nicht gelebt. Dazu kann ich den Mann in seinem gälisch gefärbten Englisch absolut nicht verstehen (hier ist nämlich Gaeltacht-Gebiet, d.h. dass hier Irisch die offiziell vorherrschende Sprache ist). Doch das kümmert den Rothaarigen nicht. Er „kaut mir ein Ohr ab“, denn offensichtlich scheint Ryans Daughter sein Lieblingsthema zu sein.

So wenig mich Ryan´s Daughter interessiert, so sehr interessiert mich die Steilküste der Insel. Das sieht richtig toll aus! Müsste Slea Head sein, die Südwestkante Dingles, da bin ich mir aber nicht ganz sicher.

Ganz sicher bin ich mir dagegen, dass wir jetzt an der Meerenge zwischen Inishnabro (links) und Great Blasket Island (rechts) sind, etwa 20 km Luftlinie von Ventry entfernt. Eigentlich, so vermute ich mal, hätte auch die etwas weiter links liegende Vogelinsel Inishvickillane auf dem Plan stehen sollen (zumindest waren im Angebot von Blasket Islands Eco Marine Tours Vogelbeobachtungen vorgesehen), aber daraus wird wohl nichts. Die See ist viel zu rau.

Weit, weit weg, geschätzt in etwa 30 bis 40 km Entfernung, sehen wir im Dunst die Skellig Islands, auf denen Papageientaucher leben sollen. Papageientaucher würden mich ja interessieren, aber bei dem Wellengang möchte ich nicht über´s offene Meer. Nicht in dem kleinen Boot!

Great Blasket Island


Stattdessen kreuzen wir jetzt vor der Südküste von Great Blasket Island, wo wir oben Touristen  zwischen Ruinen umherwandern sehen und unten, zwischen bizarren Felsformationen schwimmend, wildlebende Kegelrobben.

Britta erzählt uns, dass die Kegelrobben immer zwischen August und November zu den Blasket Islands kommen, um dort ihre Jungen auf die Welt zu bringen.

Leider haben wir auf dieser Ausfahrt bisher keine Delfine gesehen und auch keine Wale. Das wär auch, selbst wenn welche da gewesen wären, recht schwierig geworden. Auf der Blasket Princess kann man nämlich nicht so ohne weiteres von links nach rechts wechseln und vorne am Bug raussehen kann man schon gleich gar nicht! Dafür hat das Boot oben einen Ausguck, den bei dem Wellengang aber keiner nutzen möchte.

Als sich im Lauf der Fahrt herausstellt, dass wir heute wohl doch nicht so erfolgreich sein werden, wird Britta ganz still, und das, nachdem sie zu Beginn der Fahrt noch davon geschwärmt hat, dass „gestern“ das Meer schwarz war vor Walen. Na ja, „gestern“! „Gestern“ hört man auf Walbeobachtungsschiffen immer wieder. Andererseits, gestern, auf Nic´s Voyager, war bei uns auch alles superklasse!

Rückfahrt nach Ventry


Auch wenn wir ein bisschen enttäuscht sind, bietet die Rückfahrt doch noch einige Leckerbissen. Wir müssen einfach vernünftig sein. Bei diesem Seegang wäre es einfach viel zu gefährlich, näher an die Gestade heranzufahren.

Letztendlich können wir doch zufrieden sein. Wann vorher habe ich jemals freilebende Kegelrobben gesehen oder einjährige Silbermöwen? Man muss sich immer vergewissern, dass man nicht im Zoo ist, sondern wilde Tiere besucht, und dafür haben wir – trotz widrigen Wetters – genug gesehen.


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WEIDEN, WALE UND DELFINE – 6 TAGE IN IRLAND
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